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Eine Mitte der Bürgerschaft (1/22)

In dieser 22-teiligen Serie beschreibt Florian Mausbach seine persönlichen Vorstellungen für eine Umgestaltung des Rathausforums in Mitte. Die Texte gehen aus einem Vortrag hervor, den der Autor im September 2012 auf einer Veranstaltung zum Thema gehalten hat.

Staatsbürgerliche, weltbürgerliche und bürgerschaftliche Mitte

Berlins staatsbürgerliche Mitte liegt vor dem Tor der historischen Stadt, dem Brandenburger Tor. Sie ist die neue nationale Mitte der Bundeshauptstadt, geprägt durch den Reichstag, die neuen Bauten des Bundestages und das Kanzleramt im Spreebogen. Die neue Reichstagskuppel ist wie das historische Brandenburger Tor zum Nationalsymbol geworden wie auch das Holocaust-Mahnmal, das an den Abgrund der deutschen Geschichte erinnert. Die Besucherschlange vor dem Reichstag und die nationale Feier-, Fan- und Partymeile vor dem Brandenburger Tor beweisen die Freude der Bürger der Republik über das Ende von Krieg, Teilung und Diktatur und den Stolz auf ihre in Freiheit wiedervereinigte alte und neue Hauptstadt.

Durch das Brandenburger Tor gelangt man Unter den Linden vorbei am Gendarmenmarkt über das Forum Fridericianum auf die Schloss- und Museumsinsel, dem historischen Mittelpunkt Berlins als kurfürstliche, königliche und kaiserliche Residenzstadt. Das in seinen Umrissen wieder erstehende Barockschloss wird Erinnerungen wecken an brandenburgische, preußische und deutsche Geschichte und mit den Zeugnissen der Weltkulturen im Humboldtforum, mit benachbarten Museen, Bibliotheken und Opern, mit Dom und Kathedrale zu einem Kulturzentrum mit weltweiter Ausstrahlung werden, ein Ort nicht nur nationaler, sondern auch internationaler Identität. Hier wird Berlin zur Weltbürgerstadt.

Morgen: Teil 2 „Schöne Aussicht?“

 

Kolumne am Samstag

Wer glaubt, das „Rathausforum“ läge an der Karl-Liebknechtstraße in Berlin, der hat sich in Raum und Zeit verirrt. Der Ort, den vor allem Architekten unter Beschlag nehmen wollen, liegt an der Milchstraße. Die Stadtverwicklungskolumne № IV blickt in den Sternenhimmel und findet, was das Forum braucht – am Samstag, in „Die galaktische Mitte“.

EVENT: 2

Nach der CDU laden heute Abend die Grünen in die Rosenstraße zu einer Diskussion zum Thema Rathausforum ein. Eine Stunde später wird über die Zukunft des Nollendorfplatzes geredet – aber woanders. Siehe Eventkalender.

EVENTS: 3

Heute gibt es eine CDU-Veranstaltung zur Zukunft des Berliner Stadtkerns in der Bauakademie, zeitgleich ein Treffen zum Mauerpark in Prenzlauer Berg und einen „Mietenstopp“-Film in Neukölln. Siehe Eventkalender.

Das Grab des Volkes

Not macht erfinderisch, sagt man. Es war die Gefahr des Terrors, die den Besucherempfang im Reichstag wie einen Hund hinaus auf die Straße setzte. Jetzt erfinden die Hausherren das Tier neu und wollen einen stattlichen Löwen aus dem begossenen Pudel machen. Die Gäste des Reichstags sollen sich über die deutsche Demokratie aufklären, Filme gucken, ihre Kinder ruhigstellen. Und mehr: an Seminaren teilnehmen und dem Bundespräsidenten begegnen – alles unter Tage bitte. Aber haben wir Erfindungen nötig, die keine sind?

Der wohl überzeugendste „Ort der Aufklärung“, wie ihn Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse vom geplanten unterirdischen Besucherzentrum nach einem Artikel von „Spiegel Online“ wünscht, ist heute schon der Deutsche Dom am Gendarmenmarkt. Hier kann man sich in einer Dauerausstellung des Bundestags (Hat er etwa vergessen, dass es sie gibt?) auf fünf Etagen kostenfrei und multimedial über die deutsche Volksherrschaft informieren bis der Parlamentsarzt kommt, wenn er denn hinfindet. Filme gucken inklusive. Was den geplanten Kinderraum angeht: Eine funktionierende Kita in himmelblau gibt es gleich um die Ecke vom Reichstag in der Otto-von-Bismarck-Allee 2. Seminarräume? – In die Politik- und Gesellschaftslehre kann man bei der Bundeszentrale für politische Bildung gehen, gleich um die Ecke vom Deutschen Dom am Checkpoint-Charlie. Und einen Repräsentationsbereich für den Bundespräsidenten, der ein Schloss (ein Schloss!) hat, auch noch mit da unten reinzuquetschen, bezeugt die heraufziehende Humboldtforums-Denke: Alles muss rein, komprimiert wie in der zip-Datei. Auch wenn es woanders längst herumschwirrt. „Woanders“ muss zu uns.

Auch das Finanzformat scheint mit 500 Millionen Euro Baukosten fast deckungsgleich mit dem Berliner Schloss. Zwei Jahre nach Eintreffen der Not sind es vorm Reichstag – Gott sei dank – die Kosten, die explodieren, und keine Bomben. Aber das muss man sich doch mal auf der Zunge zergehen lassen: Da wird vor der Türe des Reichstags ein ganzes Barockschloss versenkt! Das klingt irgendwie nicht gesund. Hier ist ein Schneeball ins Rollen gekommen und hat so dermaßen an Masse gewonnen, dass sich mir der Verdacht auftut, der Bundestag wolle seine Besucher mit dem unterirdisch-außerirdischen Besucherzentrum nicht empfangen, sondern betäuben, sie unter allen Umständen davon abhalten, die eigentliche Sehenswürdigkeit zu betreten. Kuppel ejal, ick kenn‘ dir schon vom Fülm. Neulich erzählte mir eine Frau, die in die Gedenkstätte Hohenschönhausen gehen wollte, sie hätte sich nicht mehr hineingetraut, nachdem sie sich zu Beginn den Einführungsfilm angesehen hatte. Der unpersönliche Film hat sie um die persönliche Begegnung mit einem Ex-Stasi-Häftling gebracht. Wie denken Bürger über Politik, wenn sie ihre Abgeordneten nur durch die Kamera kennen, den Plenarsaal nie unter ihren eigenen Füßen hatten?

Das Besucherzentrum als Betäubungszentrum wird auf diese Art nicht nur das viel befürchtete Milliarden-Grab. Es wird auch das Grab des Volkes, dem man bei seinem Aufstieg zur Kuppel beschäftigungstherapeutische Steine in den Weg legt. Wer hier vergisst, dass er in den Reichstag wollte, ist an der Firewall gescheitert. So gesehen, ist es eben doch eine Erfindung. Eine raffinierte sogar. Wer nicht stolpert, hat die Kuppel verdient.

Kippt Thyssen-Krupp?

— Nachricht — Die Zahl der Kritiker der umstrittenen Repräsentanz von Thyssen-Krupp am Schlossplatz wächst. Nachdem zuletzt der Stadtplaner Florian Mausbach in der Berliner Zeitung gegen das Projekt plädiert hatte, hat sich jetzt auch der Landesdenkmalrat dagegen ausgesprochen und rät, auf den Bau zu verzichten, wie der Tagesspiegel und die Berliner Zeitung heute und gestern berichten. Die Umgebung des ehemaligen Staatsratsgebäudes als Baudenkmal mit dem Liebknechtportal würde durch den neuen Glaskubus massiv geschädigt. Auch Manfred Rettig von der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum und der stadtenwicklungspolitische Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, Stefan Evers, schließen sich laut Tagesspiegel dieser Meinung an. Thyssen-Krupp hatte im Januar einen Entwurf des Architekturbüros Schweger & Partner präsentiert, der wegen seiner Glasarchitektur und räumlichen Nähe zum ehemaligen Staatsratsgebäude schnell auf Kritik gestoßen war. Später hatte Thyssen-Krupp angekündigt, das Gebäude nicht gegen den Willen der Berliner bauen zu wollen. (Tagesspiegel, Berliner Zeitung)

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Platte raus aus Mitte

— Nachricht — In der Wilhelmstraße sollen Plattenbauten abgerissen werden. Ein Wohnblock mit fast 100 Wohnungen zwischen Behren- und Französischer Straße nahe der Britischen Botschaft soll einem Neubau mit Lochfassade weichen, berichtet die Berliner Zeitung am Mittwoch Abend. Demnach sollen die betroffenen Mieter der Wilhelmstraße 56 bis 59 jetzt in einem Sozialplanverfahren in andere Häuser der Straße umgesetzt werden. Die meisten Mieter wehren sich dagegen und bekommen Unterstützung von der Bürgerinitiative Wilhelmstraße, die 2011 schon gegen die Nutzung der Plattenbauten als Ferienwohnungen aktiv geworden war. Auch Katrin Lompscher, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken im Abgeordnetenhaus, kritisiert in dem Bericht die „Vernichtung von bezahlbarem Wohnraum“. Eigentümerin der Häuser ist die B.Ä.R. Grundstücksgesellschaft, die die insgesamt 933 Wohnungen 2003 von der Wohnungsbaugesellschaft Mitte gekauft hatte. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte die Bewohner über die Abrisspläne der B.Ä.R. vor zwei Wochen informiert. (Berliner Zeitung, Futurberlin)

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Schlichte Architektur für Schinkelplatz

— Nachricht — Für das reizvolle Bauland zwischen Friedrichswerderscher Kirche und dem Fassadenwerk der Bauakademie am Schinkelplatz in Mitte gibt es neue Architekturideen. Die Entwürfe der zwei Berliner Büros Volker Staat Architekten und Bruno Fioretti Marquez sind seit Donnerstag noch bis 28. Juni im Roten Saal der Bauakademie zu sehen. Sie wurden von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in einem städtebaulichen Wettbewerb preisgekrönt und stoßen bei der Gesellschaft Historisches Berlin, beim Förderverein Bauakademie und bei der Bürgerinitiative „Schöne Mitte. Schöne Stadt“ wegen undekorativer Fassadengestaltung, zum Bespiel fehlender Gesimsbänder, auf Kritik, berichtet die Berliner Zeitung. Kritiker forderten jetzt einen Alternativentwurf. Am Schinkelplatz will ein Münchner Investor Wohnungen und Büros auf 7.000 Quadratmetern  bauen. (Berliner Zeitung)

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Schlossbau beginnt

— Nachricht — Heute beginnt der Bau des Berliner Schlosses. Wie die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum mitteilt, treffen sich um 11:30 Uhr Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), Staatsminister Bernd Neumann (CDU), Stiftungsratsvorsitzender und Staatssekretär Rainer Bomba (CDU), Stiftungsvorstand Manfred Rettig, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Architekt Franco Stella auf dem Schlossplatz am Eingang Breite Straße. Es wird damit begonnen, die Baugrube auszuheben. Bis zu 300 Holzpfähle werden im Untergrund vermutet, berichtet „Berlin1.de“. Sie sollen mit dem gesamten Boden entfernt und durch Sand und Kies ausgetauscht werden. Die ausgegrabenen Fundamente des Eosanderportals sollen dagegen als begehbares archäologisches Fenster in den Neubau integriert werden. Auch die Betonwanne des ehemaligen Palastes der Republik bleibt im Boden erhalten. 2013 soll der Grundstein gelegt werden. Das Schloss soll momentan 590 Millionen Euro kosten. (Futurberlin, Berlin1.de)

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ZLB ins ICC

— Nachricht — Die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) soll ins Internationale Congress Centrum (ICC) einziehen. Das hat laut Tagesspiegel der haushaltspolitische Sprecher der CDU-Abgeordnetenhausfraktion Christian Goiny vorgeschlagen. Um Kosten zu sparen, will er, statt die ZLB auf dem Tempelhofer Feld neuzubauen, das ICC zur Bibliothek umbauen, das ab 2013 sowieso saniert werden soll. 270 Millionen Euro soll der geplante ZLB-Neubau in Tempelhof kosten; für das ICC stehen bisher 182 Millionen Euro im Finanzhaushalt zur Verfügung. Es seien aber etwa 300 Millionen Euro für eine Sanierung nötig, schreibt der Tagesspiegel. Jochen Esser von den Grünen kritisierte in dem Artikel den Vorschlag als „Schnapsidee“ und hält es für besser, die Bibliothek im alten Flughafengebäude auf dem Tempelhofer Feld einzurichten. Christian Goiny wolle in den nächsten Wochen mit der SPD über seinen Vorschlag reden. (Tagesspiegel)

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Neues Kulturforum für Berlin

— Nachricht — An den Spreeufern zwischen Jannowitz- und Schillingbrücke in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg soll Berlin ein zweites Kulturforum bekommen. Dafür jedenfalls plädierte gestern Berlins Ex-Stadtenwicklungssenator Volker Hassemer in der Berliner Zeitung. Das Gebiet habe mit der alten Bar 25, dem Kater Holzig und dem Radialsystem eine kulturelle Energie, die ihresgleichen suche und das Zeug für ein neues Kulturforum, so Hassemer. Er kritisierte die geplanten Wohnungs- und Bürobauten: “Es ist notwendig durchzusetzen, dass es so nicht kommen wird”, und die stadtplanerische Vorsorge wäre offensichtlich nicht auf der Höhe der Zeit. Wie die Berliner Zeitung schreibt, planen die Betreiber vom Kater Holzig und Radialsystem, am alten Standort der Bar 25 ein Wohn- und Kulturdorf einzurichten. Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) wollen das Grundstück über den Liegenschaftsfonds verkaufen. (Berliner Zeitung)

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Von Fliegern und Überfliegern – Das Labor ist eröffnet

Endlich gelandet ist, was man auf den ersten Blick als entweder elegant gestrandeten Hafencontainer oder flügelloses Rieseninsekt ausmachen könnte. Sechs Beine, auf denen es steht, hat es jedenfalls. Im Anflug auf Berlin ist dieses unbestimmbare Etwas, das über den großen Teich gehüpft ist und vor dem die Berliner Angst haben, wochenlang über der Stadt gekreist, auf der Suche nach der richtigen Piste: über der Kastanienallee, dem Pfefferberg, der Cuvrystraße in Kreuzberg. Am BER war zu wenig los. Im Tagesspiegel liest man, dass sich dort, wo das BMW Guggenheim Lab beim letzten Mal eigentlich hin sollte, dort, auf der Brache an der Spree, ein Mann, der sich “Flieger” nennt, sein Zelt aufgeschlagen hat. Er protestiere nicht, sondern seine Wohnung hätte ihn erdrückt, sagt er. Wenn das kein Fall für das Laboratorium ist: das Guggenheim Lab bietet ab 23. Juni auch Ausflüge an, “das wöchentliche städtische Abenteuer auf Rädern”, wie es im Programm heißt. Treffpunkt: Pfefferberg. Also doch, der Pfefferberg. Hier rufen die Veranstalter des Labs ab heute die Berliner zum Mitreden, Diskutieren, Experimente machen auf. Und wenn einer aus der Stadt keine Angst vorm Lab hat, dann ist das Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Er wolle am Nachmittag auf einen Besuch vorbeikommen, schreibt die taz. Ab 14 Uhr gehts los unter dem Motto “Gestalten Sie Ihre Stadt”. Das machen die “Leute vom Teute” schon seit Jahren. Und wer denkt, Protestieren passe nicht zum gepflegten Prenzlauer Berg, möge einen Salat machen für die Grill- und Gegen-Lab-Party auf dem Teutoburger Platz, zu der die gleichnamige Bürgerinitiative für den Samstagnachmittag auf ihrer website aufruft. Hier wird dem Lab in die offene Wunde gestochen, da nützt auch der edle Carbon-Stahl nichts: Gegen Abend zeigen die Leute einen Film über die Familie Quandt und ihre NS-Vergangenheit. Nicht von Stadt und Zukunft wird dann die Rede sein, gleich um die Ecke vom Lab, sondern von BMW. Warum rollt das Insekt eigentlich nicht auf vier Rädern?

Prinzessinnen ohne Garten

— Nachricht — Der Liegenschaftsfonds will das Grundstück, auf dem sich die Prinzessinnengärten befindet, verkaufen. Der Mietvertrag mit den urbanen Gärtnern ende Ende 2013, wie die Berliner Zeitung berichtet. Die Betreiber der Prinzessinnengärten Marco Clausen und Robert Shaw wollten demnach langfristig am Standort Moritzplatz bleiben, obwohl die Idee ursprünglich gewesen sei, mit den Pflanzen in den Behältern auch umziehen zu können. Clausen betont in dem Artikel aber jetzt die sozialen Beziehungen vor Ort, und dass der Garten kiezbasiert sei. Laut Liegenschaftsfonds hätten die Betreiber gewusst, dass das Projekt nur eine Zwischennutzung sei, schreibt die Zeitung; eine Sprecherin schließe aber eine Weiternutzung durch die Prinzessinnengärten nicht aus. Etwa 40.000 Besucher würden die Betreiber pro Jahr zählen, und etwa 1.000 Menschen engagierten sich. (Berliner Zeitung).

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„Nolle“ im Gespräch

— Nachricht — Am Freitag hat der Tagesspiegel in seiner Serie “Platz da!” mit Anwohnern, Initiativen, Architekten und Politikern auf einer Veranstaltung im Goya in Schöneberg über die Zukunft des Nollendorfplatzes geredet. Wie die Zeitung berichtet, hätten Anwohner das radikale Konzept von Janine Teßmer und Janika Schmidt favorisiert. Die Studentinnen der Landschaftsarchitektur hatten Pläne für die Umgestaltung des Platzes in einem Projekt der Technischen Universität Berlin erarbeitet (Futurberlin berichtete, siehe “Nolle unter die Lupe genommen”). Sie schlagen einen Kreisverkehr vor, der aus dem Verkehrsplatz wieder einen Stadtplatz mit Aufenthaltsqualitäten machen soll. Das fordert auch Florian Mausbach in einem zuvor erschienenen Artikel im Tagesspiegel; der Parkplatz vor dem Goya verhindere den würdigen Auftrtitt des geschichtsträchtigen Kulturdenkmals, so der Stadtplaner. Überhaupt fragt er nach dem Schönheitssinn und Gestaltungswillen Berlins und fordert in Anbetracht des vermüllten Neptunbrunnens unter der Hochbahn “Blumen statt Kronkorken”. Auch auf Berlin als Fahrradstadt weist er hin, indem er eine Radstation unter der Hochbahn am Platz vorschlägt. Anwohner wünschten sich in diesem Punkt, so der Tagesspiegel weiter, auch eine Verkehrsberuhigung und fahrbahnintegrierte Radwege in der Maaßenstraße. Ein Umbau der Verkehrswege, wie ihn die Studentinnen vorschlagen, wäre aber kostenintensiv. Stadträtin Sibyll Klotz (Grüne) versuche daher, etwas mit kleinen Maßnahmen zu bewirken; etwa durch den Rückbau von Straßenecken, wie schon geschehen an der Kleist-/Ecke Einemstraße. Im August starte ein Dialog mit Bürgern, Interessengruppen und Investoren. Dabei ginge es aber um den gesamten Kiez bis zum Winterfeldtplatz. (Tagesspiegel, Futurberlin)

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So sieht das Schloss aus

— Nachricht —

Die Musterfassade des Berliner Stadtschlosses an der Karl-Liebknecht-Brücke in Mitte ist fertiggebaut. Zu sehen ist nach einer Pressemitteilung der Stiftung Humboldtforum ein Ausschnitt aus der Südfassade des Schlosses mit einer Fensterachse über zwei Obergeschosse, dazu Hauptgesims und Balustrade. Die Stiftung wolle mit dem Bau die Materialien in den Witterungsverhältnissen testen, deshalb sei die Fassade nach Westen ausgerichtet. Sie werde bis 2017/18 stehenbleiben, solange wie die benachbarte Humboldt-Box, teilte eine Stiftungssprecherin auf Anfrage von Futurberlin mit. Die Fassade wäre mit 16 Metern Höhe etwa halb so groß wie der Originalbau. Am 21. Juni würde mit dem Bau begonnen. Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) werde an dem Tag die Baustelle besuchen. (Stiftung Humboldtforum, Futurberlin)

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Keine Reko am Reko-Schloss

— Nachricht —

Der geplante Freiraumwettbewerb für die Umgebung des Humboldtforums soll im August ausgeschrieben werden. Wie die Berliner Zeitung berichtet, hat Senatsbaudirektorin Regula Lüscher das heute Nachmittg im Kulturausschuss des Abgeordetenhauses angekündigt. Alle professionellen Architekten und Landschaftsplaner könnten demnach an ihm teilnehmen. In die Wettbewerbsjury als Fachberater hinzugeladen habe Lüscher die Gesellschaft Historisches Berlin, die sich für eine Rekonstruktion der historischen Umgebung des Schlosses einsetzt, zum Beispiel für die Rückkehr des Neptunbrunnens vom Platz vor dem Roten Rathaus zurück auf den Schlossplatz. Das hatte Lüscher schon vor einigen Wochen abgelehnt. Der Schlossplatz solle aber freigehalten werden, sollten zukünftige Generationen den Brunnen versetzen wollen. An ihren aktuellen Standorten bleiben sollen auch der Große Kurfürst am Schloss Charlottenburg, die Rossebändiger im Kleistpark und der Heilige Georg im Nikolaiviertel. (Berliner Zeitung, Futurberlin)

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Osthafen wird schwimmender Kiez – vielleicht

— Nachricht —

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin (WSA) verkauft den noch aus DDR-Zeiten stammenden, ruinösen Steg im Osthafen. Zehn Investoren hätten sich beworben, die denkmalgeschützte, 480 Meter lange ehemalige Grenzanlage zu sanieren und mit neuen Konzepten weiterzuentwickeln, schreibt der Tagesspiegel. Die Betreiber vom historischen Hafen an der Fischerinsel wollten demnach im Osthafen ein Museum zur lokalen Schifffahrtsgeschichte errichten; die Osthafensteg UG wolle die Steganlage einerseits zum Gedenkort mit Aussichtspodesten umbauen, andererseits einen 35 Meter hohen Solarturm mit Solarbootsverleih errichten; und die Eventagentur Workisplay habe vor, unter dem Titel “Stadt im Fluss” aus dem Ort einen schwimmenden Kiez mit Imbiss-, Restaurant- und Ausstellungsschiffen zu machen. Partner von Workisplay ist der benachbarte Club der Visionäre an der Lohmühlensinsel. Morgen träfe das WSA gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Umwelt und den Bezirksbürgermeistern von Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick die Entscheidung, welche Idee verwirklicht werden soll. Gleich gegenüber, am Friedrichshainer Ufer, war am 23. Mai der Startschuss zum Projekt “Spree 2011” gefallen und ein 50 Meter langer Unterwassercontainer versenkt worden, der durch das Auffangen von Kanalisationswasser das Spreewasser wieder badebar machen soll. (Tagesspiegel, Futurberlin)

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Bypass zum Spittelmarkt gelegt

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Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) hat am Donnerstag die neugebaute Axel-Springer-Straße in Mitte eingeweiht. Sie verbindet jetzt wieder Kreuzberg mit der Kreuzung Spittelmarkt, wo sie vierspurig inklusive Radweg auf die Leipziger und Gertraudenstraße trifft. Bis zur Wende war die Straße durch die Berliner Mauer abgeschnitten und bis vorgestern für den Straßenverkehr in Richtung Altstadt nicht befahrbar. Wie die Berliner Zeitung schreibt, sei die Fahrbahn mit lärmmindernden Asphalt gebaut worden. Außerdem wären 64 Fahrradbügel errichtet und 40 Ahornbäume gepflanzt worden. Die Klage von Anwohnern und dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Deuschland (BUND) gegen Lärm und Feinstaub sei im Februar 2011 vor dem Verwaltungsgericht gescheitert. Der nur 300 Meter lange Bau soll 11,4 Millionen Euro gekostet haben. Die Grünen kritisierten das. (Berliner Zeitung)

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Tempelhof lassen, nach Tegel schauen

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Die “Stiftung Zukunft Berlin” kritisiert die Pläne für Tempelhof. Nicht nur die für 2017 geplante Internationale Gartenschau (IGA) sei überflüssig, sondern auch der Landschaftspark, sagte Stiftungschef Volker Hassemer (CDU) nach einem Bericht der “Welt”. Der Ex-Stadtentwicklungssenator fordert stattdessen, den finanziellen und konzeptionellen Aufwand auf die Nachnutzung von Tegel zu konzentrieren. Seiner Meinung nach funktioniere das Tempelhofer Feld, es würde von den Berlinern in seiner heutigen Form geliebt und vielfältig genutzt. 2013 sollen für den Landschaftspark die ersten Bäume gepflanzt werden, insgesamt sind 2000 geplant. Auf 240 Hektar soll nach Plänen des schottischen Büros Gross.Max eine Wiesenlandschaft mit Wasser-, Plansch- und Eislaufflächen, dazu weiteren Sport- und Spielmöglichkeiten, zum Beispiel ein Kletterfelsen entstehen. (Die Welt)

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Die Priorität ist der Weg aus dem Dickicht und außerdem tut sie uns gut

Zwei Flughäfen auf dem Abstellgleis, eine Bibliothek, die mehr Aufmerksamkeit kriegt als mancher Stadtteil, eine IBA, die mit jeder Kalenderwoche das Motto wechselt und eine Altstadt, die mehr verlangt als die Retourkutsche Schloss. Und dann wäre da noch das Problem mit den Mieten. Berlin quillt über vor Themen, so viel ist einem klar, wenn man am letzten Mittwoch nach dreieinhalb Stunden Vortrag und Diskussion das Architekturgebäude am Ernst-Reuter-Platz verlässt. Die Stadtplaner-Initiative “Think Berlin” hatte unter dem Titel “Berlin sieht schwarz-rot” zu einem ersten Dialog “Stadtpolitik trifft Stadtforschung” geladen. Da darf natürlich auch der Ernst-Reuter-Platz selbst als Thema nicht fehlen. Und so wird Berlins To-Do-Liste nicht kürzer an diesem Abend. Glaubt man Cordelia Polinna vom Fachgebiet Architektursoziologie der TU Berlin, ist zu ihrer erfolgreichen Abarbeitung sogar eine “Urban Task Force” nötig, die projektübergreifend in der Stadt agieren soll. Als Rettungsring für eine überforderte Verwaltung verstanden, springt dann auch in der Diskussion ein Verwaltungsinterner aus dem Publikum auf und verteidigt sich, seine Kollegen und seine Arbeit. Wer sich mit der IBA 84/87 auskennt, entdeckt in der “Task Force” den Versuch der TU-Planer, jene Parallelverwaltung einzurichten, die damals zum Erfolg führte. Ein Produkt wird von “Think Berlin” gleich mitgeliefert: der IBA-Vorschlag “Radikal Radial!”. Er wird in einem Impulsvortrag auch nach der Berlin-Wahl brav durchexerziert. Es klingt wie eine Werbeveranstaltung der Gastgeber und nährt den Zweifel, ob Berlin das braucht, diese fünfte Bauausstellung.

Was Berlin allerdings braucht, ist Dialog. Und da erschafft “Think Berlin” mit dem als Reihe angedachten “Stadtpolitik trifft Stadtforschung” etwas Neues. Nach sechs Vorträgen von Wissenschaftlern äußern sich fünf Politiker der Berliner Abgeordnetenhausfraktionen auf dem Podium zu den Themen. Allein die Zeit scheint zu kurz und die Themen sind zu viele, als dass es hier zu dem kommen könnte, was sich Aljoscha Hofmann von der Initiative von der Dialogreihe erhofft. Eine langfristig angelegte Plattform soll sie sein, auf der Argumente ausgetauscht werden und man die Themen tiefer kommunizieren kann. Da darf man gespannt sein, wieviel Unterhaltung Teil 2 bieten wird. Noch wird hier nämlich gelacht: als dem Publikum vom Veranstalter scherzhaft die Pause verwehrt wird, als dem Moderator Gerd Nowakowski vom Tagesspiegel das Handy in der Hosentasche klingelt, als SPD-Staatssekretär Ephraim Gothe mit dem vermeintlichen Pfund wuchert, mit Katrin Lompscher von der Linken “gut zu können”. Darf Stadtentwicklung so locker sein?

Ernsthaft besorgt um die Stadt schien hier nur eine. Antje Kapek sprach aus, was einem in Berlin tatsächlich spanisch vorkommen kann: “Ja wieviel Zukunftstechnologie wollen wir denn noch bauen?” Braucht Berlin ein zweites Adlershof in Reinickendorf? Und warum muss Wirtschaft auch noch aufs Tempelhofer Feld, wo Freizeit herrscht und bald auch die Stille der Bücher?

Aber wo soll der Wohnungsbau herrschen? 30.000 Wohnungen neubauen und damit gewachsene Quartiere auffüllen, das wird eng – in den Quartieren und in Bezug auf die Frage, ob man dieses Ziel erreicht. Warum gibt man dem Thema nicht auch den Raum – in räumlichen Sinne –, den es angesichts des neuen Bevölkerungswachstums in der Stadt jetzt verdient und angesichts der zwei Leerflughäfen haben kann? Wohnen in Tegel am Terminal. Und den Raum im Sinne von Priorität auf der Liste gleich dazu! Vor allem das konnte man bei der Veranstaltung nicht erkennen: Was derzeit das Wichtigste in Berlins Stadtentwicklung ist, weder von wissenschaftlicher Seite, noch aus Sicht der Politik. Bedenklich im Sinne der Veranstaltung ist also weniger, dass Berlin seit September schwarz-rot sieht, sondern eher den Wald vor lauter Bäumen nicht.

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Projektentwickler auf der Suche nach maroden Plattenbauten

— Nachricht —

Eine Firma aus dem Westerwald baut abrissreife Berliner Plattenbauten zu kostengünstigen Wohnraum um. Wie die F.A.Z. gestern berichtet, errichtet die Gesellschaft für Immobilien-Projektentwicklung und Unternehmensberatung (GPU) insgesamt 850 Wohnungen in Lichtenberg; so in einem ehemaligen DDR-Warenhaus am Anton-Saefkow-Platz, in einem alten Bahn-Verwaltungsgebäude in der Frankfurter Allee beim Bahnhof Lichtenberg (Q216) und in einer ehemaligen Sportlerunterkunft auf dem Sportforum Hohenschönhausen. Demnach sähen die Unternehmer Lutz Lakomski und Arndt Ulrich in Berlin einen riesigen Bedarf an Einraumwohnungen und wollten solche mit monatlichen Warmieten von 300 bis 350 Euro auf den Markt bringen. Anstatt abzureißen und neuzubauen, saniere die GPU die Gebäude zweckorientiert, aber qualitätvoll. Der Bezirk unterstütze die Vorhaben und reagiere mit zügigen Genehmigungen. (F.A.Z.)