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Bergmannstraße wird zur „Blaupause“ für Kreuzbergs Straßen

– T a g e s T o p p e r –

Ausgewählte Nachrichten vom Dienstag, den 29. September 2020

Mehr Kreuzberger Straßen sollen autofrei werden. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann, die zukünftig im Abgeordnetenhaus Verkehrspolitik machen will, plant nach der Bergmannstraße auch die Katzbachstraße, den Wrangelkiez und die Oranienstraße für den Autoverkehr zu sperren. „Was in der Bergmannstraße geschieht, kann als Blaupause dienen“, so Herrmann. Tagesspiegel

Außerdem in den Medien…

Vivantes schließt das denkmalgeschützte Wenckebach-Krankenhaus in Tempelhof. Die 443 Betten ziehen ins Schöneberger Augusta-Viktoria-Krankenhaus um, weil es für den 1878 gebauten Gebäudekomplex einen Sanierungsstau in Höhe von 154 Millionen Euro gäbe, berichtet die Berliner Zeitung. Aus dem aufgegebenen Standort soll ein Gesundheitscampus gemacht werden, ein „Adlershof der Medizin“.

Zur Flughafen-Eröffnung am 31. Oktober wird es keine Party geben. „Wir machen einfach auf“, sagte Flughafen-Chef Engelbert Lütke-Daldrup in der Bundespressekonferenz und fordert für den BER mehr internationale Flugverbindungen, zum Bespiel nach China und in den Mittleren Osten. Tagesspiegel

Veranstaltungstips

Bis zum 20. Dezember läuft im Flughafengebäude Tempelhof die begehbare Stadtcollage „50 Geschichten zum Stadtmachen“, mit Vortrag am Donnerstag, 1. Oktober, 19 Uhr und Symposium am Donnerstag, 15. Oktober 16-20 Uhr. Baunetz

Bis Samstag, 17. Oktober sind sämtliche Entwürfe des Wettbewerbs für das Exilmuseum am Anhalter Bahnhof zu sehen, und zwar im Foyer der Staatsbibliothek (Haus II) in der Potsdamer Straße. Baunetz

Bis 25. Oktober gibt es die Ausstellung „Architektur als Experiment“ auf dem Ernst-Reuter-Platz. Sie zeigt den Entwurfsprozess für den farbenfrohen, von Ludwig Leo entworfenen Umlauftank am Landwehrkanal. Moderne Regional

Falschparker fürchtet die Findlinge nicht: „Ich bin dann mal weg…“

Das war der News Ride #27/19 am Sonnabend, den 6. Juli 2019, mit dem Dragoner-Areal, der Begegnungszone Bergmannstraße, dem Karstadt am Hermannplatz und den Hausbooten auf dem Rummelsburger See (Strecke: 9 Kilometer)

Götterbäume bei den Dragonern

Wir starteten am Willy-Brandt-Haus um 12 Uhr. Den ersten Stopp machten wir im nur fünf Minuten entfernt liegenden Dragoner-Areal. Das knapp fünf Hektar große, gewerblich geprägte Gelände (mit Autowerkstätten u.a.) gehört jetzt dem Land Berlin. Das hatte der Bundesrat im Juni endgültig bestätigt. Der seit 2015 währende Grundstücksstreit ist damit beendet. Auch wurde gerade die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die u.a. das Bezirksamt Kreuzberg und die Vor-Ort-Initiativen getroffen haben, um das Sanierungsgebiet zu bebauen und weiterzuentwickeln. Schautafeln mit Infos zu den Bürgerwerkstätten, die im April und Mai stattgefunden haben, hängen an zwei Stellen aus: so z.B. am Haupteingang in der Obentrautstraße, in einem Gebäudeteil des LPG-Biomarktes. Wir sind alle Wege, die es zwischen den Baracken gibt, abgefahren, was man ja selten macht, und was auch ein bisschen tricky ist, angesichts der chaotischen Erschließung. Die schöne Gasse am Mamorwerk mit den spontan gewachsenen Götterbäumen hat mich am meisten beeindruckt.

Über den Mehringdamm ging es weiter zur Bergmannstraße. Hier war die Begegnungszone Thema, und wir radelten die von den orange-gelben Parkletts gesäumte Straße komplett bis zur Marheineke-Markthalle ab. Neben den grün-gepunkteten Kreuzungsflächen sind das Neueste in der Zone die fetten Findlinge, die der ehemalige Förster und Leiter des Kreuzberger Straßenbauamts Felix Weisbrich auf die Kreuzung zur Zossener Straße legen ließ, um Falschparker daran zu hindern, die Baustelle zu blockieren. Was für eine Schnaps-Idee! Ich finde sie genial. Selbst die Kreuzberger reagieren mit Goethe: Auch aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen“, schreiben sie mit Kreide auf die Fahrbahn. Auf diesem „Begegnungsplatz“ (das soll er laut Bezirksamt wohl mal werden) standen wir eine ganze Weile, bestimmt zwanzig Minuten. Und es wurde umso gemütlicher, je mehr Zeit verging. Wir beobachteten auch live einen Falschparker, der sein Auto, quer geparkt, einfach stehen ließ. Allerdings kam er nach zehn Minuten wieder und entpuppte sich als Musiker, trug zwei Gitarrenkoffer unterm Arm. Auch Falschparker können also gute Menschen sein. Findlinge am Fuße des Teltow… Ich hätte schon eine Idee für einen Findlingsstandort am Fuße des Barnim, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Falschparker in der Bergmannstraße: „Ich bin dann mal weg…“

„Nasser Fisch“ grüßt Chipperfield

Zum nächsten Halt am Hermannplatz radelten wir über den neuen geschützten Radweg in der Hasenheide (ein spannender Nebeneffekt, denn die rot-weißen Poller sind mehr als gewöhnungsbedürftig, sie reizen zum Schreien). Aus der Karl-Marx-Allee Karl-Marx-Straße (dass mir dieser Fehler mal passiert, hätte ich nicht gedacht) blickten wir später auf das Karstadtgebäude, das ja abgerissen und durch die originale Kaufhausfassade der 20er Jahre ersetzt werden soll. Chipperfield will neue Leuchttürme bauen. Diese Nachricht hatte mich vor ein paar Wochen aus den Socken gehauen, da ich grade „Nasser Fisch“ von Volker Kutscher gelesen hatte. In der ersten Szene des Romans jagen die Kommissare den „Pornokaiser“ die Hermannstraße runter. Er flüchtet über den Bauzaun in die Baustelle am Hermannplatz, wo gerade der alte, originale Karstadt-Bau hochgezogen wurde, 1929, mit den legendären, 55 Meter hohen Leuchttürmen. Ob ein Abriss nötig ist, fragten wir uns, als wir länger auf das Gebäude sahen. Es gibt ja schon zwei Türme über dem Dach! Und es gibt auch schon eine Dachterrasse, auch wenn sie im Moment nur unter „Konsumzwang“ begehbar ist. Ein Umbau tut´s vielleicht auch.

Die letzte Etappe führte uns durch Neuköllns neue Fahrradstraße, die Weserstraße. Über die Wildenbruchstraße und die Elsenbrücke erreichten wir die Stralauer Halbinsel und schließlich den Rummelsburger See. Erste Bemerkung eines Gastes: „Das werden ja immer mehr Boote hier.“ Und genau darum ging es. Waren 2016 noch 24 ankernde Boote auf dem See zu zählen, stieg die Zahl 2018 auf 101, berichtete der Tagesspiegel in einem lesenwerten, 19 Absätze umfassenden Artikel. Die Autorin beschreibt darin einen Fotografen, der von seiner Friedrichshainer Wohnung vom Ufer „der“ Rummelsburger See zu seinem Atelierboot pendelt. Wie geil, Berlin liegt jetzt am Meer! Sein Boot, dessen Bau vom Auswärtigen Amt und von visit-Berlin gefördert wurde, konnten wir nicht zweifelsfrei ausfindig machen, aber das „Lummerland“ mit der Sauna haben wir vom Ufer aus erkannt. Die Senatsverwaltung für Umwelt will beim Bund ein Ankerverbot für die Boote herbeiführen, bisher hat sie damit keinen Erfolg gehabt. Bewohner der „Wasserstadt“ in Stralau und Rummelsburg hatten wegen Lärm geklagt, und der schadstoffbelastete Seegrund soll bald saniert werden. Deshalb sollen die Boote weg. Krass überrascht hat uns der lange Bürobau, der gerade an der Ringbahn gebaut wird, das B:HUB (das Abendblatt berichtete im März 2018).

Route des News Ride vom 6. Juli 2019: Vom Will-Brandt-Haus zum Rummelsburger See (9 km)

Nächster News Ride folgt…

RAW-Gelände bleibt Gemeingut, Münchner Investor muss Schule bauen

Außerdem im neuen Futurberlin-Xpress: Mauerparkröhre besuchen, in Bergmannstraßen-Parklets abhängen oder die Holzmarktstraße abradeln … Weiterlesen

2. Online-Dialog startet: Jetzt die Entwürfe für die Bergmannstraße kommentieren!

— Mitteilung von Zebralog —

Liebe Freundinnen und Freunde des Bergmannkiezes,

im Herbst 2015 hatten Sie Gelegenheit, die Stärken und Schwächen der heutigen Bergmannstraße zwischen Mehringdamm und Friesenstraße online und in einer Veranstaltung zu benennen. Klar ist für viele von Ihnen: Die Bergmannstraße ist ein wunderbarer Ort – sie braucht aber auch Veränderung, um ihr urbanes Flair und den Kiezcharakter zu erhalten.

Auf diesen Beteiligungsergebnissen aufbauend hat das Büro LK Argus erste Planungsideen entwickelt, die jetzt vorliegen. Die Skizzen zeigen Grundprinzipien einer möglichen Aufteilung des Straßenraums. Für zwei „Hotspots“, d.h. für Orte, bei denen Sie in der ersten Beteiligungsphase besonders häufig Änderungsbedarf gesehen haben, sowie einen markanten
Straßenquerschnitt können die Skizzen ab heute und bis 8. März 2016 online kommentiert werden. Was ist Ihre Meinung zu den Vorschlägen? Jetzt beteiligen! http://www.begegnungszonen.berlin.de

Bergmannstraße, Kreuzberg (Foto: LK Argus)

Bergmannstraße, Kreuzberg (Foto: LK Argus)

Vielleicht fragen Sie sich, wie die Ergebnisse der ersten Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung in die erarbeiteten Konzeptideen eingeflossen sind. Das Planungsbüro LK Argus hat Ihre Hinweise aus der ersten Beteiligungsphase so weit wie möglich aufgenommen. Es müssen aber auch rechtliche Rahmenbedingungen , bauliche Zwänge oder vorhandene Finanzmittel berücksichtigt werden. Nach den „heißen Themen“ aufgeschlüsselt haben wir hier Genaueres über den Planungshintergrund zusammengestellt. http://www.begegnungszonen.berlin.de/#front-info-articles.

Vormerken können Sie sich außerdem die Bürgerwerkstatt am 4. März 2016. Ab 18:30 Uhr stellen wir Ihnen im Columbia-Theater die Planungsideen im Detail vor – und Sie können uns Rückmeldung dazu geben. Bis dahin freuen wir uns über eine rege Beteiligung im Online-Dialog http://www.begegnungszonen.berlin.de.

Herzliche Grüße und viel Spaß mit den ersten Ideen,
Jan Korte vom Moderationsteam „Neues Miteinander in der Bergmannstraße“


Modellprojekt „Berliner Begegnungzonen“

Bestandsaufnahme der Bergmannstraße: Urbanes Flair und schweres Queren

— Newsletter von Zebralog —

Liebe Freundinnen und Freunde des Bergmannkiezes,

im Herbst 2015 haben wir Sie bei der Auftaktveranstaltung und im Online-Dialog gefragt, was Ihnen an der Bergmannstraße heute gut gefällt, was nicht – und warum. Aus mehr als 700 Beiträgen und Kommentaren ist ein vielschichtiges Bild der Bergmannstraße entstanden. Die „Bestandsaufnahme“ dient nun als Grundlage für erste Maßnahmenvorschläge, die das Verkehrsplanungsbüro LK Argus momentan für die zweite Phase der Bürgerbeteiligung entwickelt. Insgesamt sehen Sie – als Anwohnerin, Gewerbetreibender, Nutzer oder Besucherin der Bergmannstraße – den Raum zwischen Mehringdamm und Friesenstraße als vielfältigen, lebendigen Ort. Gleichzeitig braucht die Straße aus Ihrer Sicht aber zukünftig Veränderungen, um ein gutes Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden zu ermöglichen. Hier stellen wir Ihnen die wichtigsten Ergebnisse vor. Den ausführlichen Auswertungsbericht der ersten Beteiligungsphase finden Sie hier …

Was Sie an der Bergmannstraße schätzen:

Für Sie lädt die Bergmannstraße zum Einkaufen, im Café sitzen und zum Spazieren ein. Sie wird als vielfältiger und lebendiger Ort gelobt, sowohl mit Kiezcharakter als auch urbanem Flair. Besonders im Sommer gewinne die Bergmannstraße an Aufenthaltsqualität, wenn draußen in Cafés gesessen werden kann. Bepflanzte Baumscheiben und die angelegten Beete vor einigen Geschäften werden als sehr positiv hervorgehoben. Gerade auch für den Radverkehr heben Sie die Straße als wichtige Route für den Weg durch die Stadt hervor.

Bergmannstraße, Kreuzberg (Foto: LK Argus)

Bergmannstraße, Kreuzberg (Foto: LK Argus)

Diese Probleme identifizieren Sie in der Bergmannstraße:

Gerade im Miteinander im Straßenverkehr wünschen Sie sich Veränderungen: Beim häufigen „Halten in zweiter Reihe“, auch seitens des Lieferverkehrs, komme es zu gefährlichen Situationen, wenn Rad- und Autofahrende diesen Hindernissen ausweichen müssen. Für Fußgängerinnen und Fußgänger sei das Queren der Bergmannstraße an vielen Stellen schwer. Radfahrende würden zu wenig Fahrradständer vorfinden, gleichzeitig seien die bestehenden Fahrradparkplätze voll mit „Fahrradleichen“. Hier werden bessere Kontrollen gefordert, auch in Bezug auf die Geschwindigkeitsübertretungen der „Raser“, die von Ihnen oft angesprochen werden. Generell wünscht man sich in der Bergmannstraße mehr Rücksicht aufeinander.

Die Gehwege in der Bergmannstraße werden von Ihnen an manchen Stellen als zu eng beschrieben. So nehme die Außenbestuhlung der Gastronomie oft zu viel Platz ein. Und generell sei ein Verweilen in der Bergmannstraße meist an den Besuch eines Cafés oder eines Restaurants gekoppelt. Sitzgelegenheiten für einen Aufenthalt „ohne Konsumzwang“ seien nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Auch das Thema Lärm war Ihnen wichtig – die Bergmannstraße ist vielen von Ihnen einfach zu laut, sei es durch den Verkehr oder die Gastronomie.

Zum Konzept der Begegnungszone:

Sie wünschen sich ein Gesamtkonzept für den Bergmannkiez. Die Beibehaltung des heutigen Kiezcharakters steht dabei ebenso im Vordergrund wie eine Verkehrsberuhigung und eine bessere Aufenthaltsqualität. Das sind auch Themen, die bei der Gestaltung der Berliner Begegnungszonen wichtig sind. Einige von Ihnen sagen, dass die Gestaltung in der Maaßenstraße nicht Vorbild für die Begegnungszone Bergmannstraße sein soll. Das ist selbstverständlich: Jede Straße hat Ihre eigenen Besonderheiten. Die Bürgerbeteiligung dient gerade dazu, Sie nach Ihren Vorstellungen zu fragen. Denn Sie wünschen sich eine einladende und gemütliche Gestaltung, damit die Bergmannstraße eine quirlige, großstädtische Straße bleibt. Massive Umbaumaßnahmen, eine starke Uneinheitlichkeit und Zergliederung des Straßenraums durch „Übermöblierung“, das fehlende Grün sehen viele von Ihnen mit Sorge.

Alle „heißen Themen“ aus der ersten Phase der Bürgerbeteiligung können

Sie ab jetzt im Ergebnisbericht lesen:

Weiter mit der Bürgerbeteiligung geht es in diesem Jahr – ab 09. Februar 2016 im Online-Dialog und am 03. März 2016 in einer Bürgerwerkstatt.

Herzliche Grüße,

Jan Korte vom Moderationsteam „Neues Miteinander in der Bergmannstraße“

Modellprojekt „Berliner Begegnungzonen“