Eine Mitte der Bürgerschaft (12/22)
In dieser 22-teiligen Serie beschreibt Florian Mausbach seine persönlichen Vorstellungen für eine Umgestaltung des Rathausforums in Mitte. Die Texte gehen aus einem Vortrag hervor, den der Autor im September 2012 auf einer Veranstaltung zum Thema gehalten hat.
Heute graben Archäologen nach Schlossfundamenten und vor dem Rathaus nach untergründigen Resten der Berliner Altstadt. Sie wecken die Neugier eingesessener und zugewanderter Berliner nach der Entstehungsgeschichte ihrer Stadt. Ein Erinnern „ab urbe condita“ kann zu einer neuen gesamtstädtischen Identität Berlins und der bunten Vielfalt seiner Bürger beitragen, der Rückblick auf die Geschichte der gemeinsamen Stadt helfen, die Mauer in den Köpfen zu überwinden, Vergangenheit und Zukunft als eine Dimension der Gegenwart zu begreifen.
Mit wachsendem Abstand sollten auch die 40 Jahre DDR wieder in richtige Relation zur 800jährigen Geschichte Berlins gesetzt werden. Das jüngste Experiment am lebendigen Körper der Gesellschaft war eine Lehre und bleibt unvergessener Teil der Biografie Berlins. Es bleibt unübersehbar auch in seinen baulichen Zeugnissen. Der Fernsehturm, heute ein populäres Wahrzeichen und Orientierungszeichen aller Berliner, bietet Ausguck und Überblick über ganz Berlin und seine gebaute Geschichte. Forum – Hotel, Haus des Lehrers und Kongresszentrum am Alexanderplatz, Kino und Cafe Moskau, Stalin-Allee, historische Rekonstruktionen wie Nikolaiviertel, Konzerthaus am Gendarmenmarkt und Staatsoper – sie werden auch künftig, und nicht nur die Reste der Mauer, im Zentrum Berlins an Geschichte und Baugeschichte der DDR erinnern. Das Staatsratsgebäude gehört mit seinem Schlossportal als geschütztes Baudenkmal längst zum festen Mobiliar der historischen Mitte.
Die Staatsachse der DDR aber zielt seit dem Verschwinden des Palastes der Republik ins Leere. Zwischen Spree und Fernsehturm bietet sich das Bild von Resten einer anderen, untergegangenen Zivilisation, einer Zukunft von gestern.
Morgen: Teil 13 „Planwerk Innenstadt“
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