Der Turm der Touristen

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Der Fernsehturm wird im Winter modernisiert. Bis März nächsten Jahres sollen Foyer am Boden, Panoramaetage und Restaurant in der Kugel für rund 1,5 Millionen Euro umgebaut werden, schreibt der Spiegel. Das passiert bei laufendem Besucherverkehr, nur im Februar schließt der Turm für zwei bis drei Wochen. Pro Jahr kommen ca. 1,2 Millionen Gäste hierher. Wie die Berliner Zeitung berichtet, hat die letzte Renovierung des Gebäudes vor 15 Jahren stattgefunden, es ist mit 368 Metern das höchste Deutschlands und steht unter Denkmalschutz. Teile der Ausstattung können deshalb nicht verändert werden, zum Beispiel die bunten Glasbausteine in den Wänden und Treppengeländer. Dagegen wird die Bar in der Panoramaetage verspiegelt, der Teppich bekommt wärmere Farben, die Garderobe wird aus Sicherheitsgründen nach unten ins Foyer verlegt, und hier betritt man den Turm zukünftig durch eine Drehtür und wartet – bis zu 90 Minuten – auf roten Sofas bis es mit dem Lift in 40 Sekunden für derzeit mindestens elf Euro Eintritt nach oben geht. Der Fernsehturm feierte am 3. Oktober 2009 sein 40-jähriges Jubiläum. (Spiegel, Berliner Zeitung, Futurberlin)

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1 Antwort
  1. André Franke sagte:

    Was nützen einem vor dem Hinauffahren rote Sofas im Erdgeschoss, wenn man sich oben nach dem Rundgang in eine Schlange einreihen muss, deren Kopf und Ende eine Dreiviertellänge der Panoramarunde entfernt liegt? Der Fernsehturm hat keine Designprobleme, sondern Platzprobleme. Als ich im Juli mit meiner Freundin oben war, brauchten wir 20 Minuten, um hochzukommen, eine Viertelstunde für die Runde, aber 30 Minuten, um wieder runterzukommen. Um die Ausblicke muss man außerdem kämpfen, es funktioniert wie die Reise nach Jerusalem: Kaum wird ein Fenster frei, springen zwei Leute in die Lücke. Und was nützt einem eine zukünftig verspiegelte Bar, wenn der Barkeeper sie schon drei Stunden vor Ende der Öffnungszeiten schließt, weil Montag ist? Das Schlangestehen hat man also im schlimmsten Fall auch noch mit trockener Kehle zu bewerkstelligen. Gegebenenfalls laufen dem geduldigen Gast, der den Lift erreicht hat, die Upper-Class-Gäste vor die Füße, die aus der Restaurantetage herunterkommen. Sie werden bevorzugt behandelt und vom Fahrstuhlpersonal – auch unter latent aggressiver Zurückweisung des protestierenden Schlangenkopfes – vorgelassen, schließlich bezahlen sie mit 19,50 Euro für das VIP-Ticket fast das Doppelte des Normalpreises. Unter diesen Umständen entsteht der Besucherrekord. Das Rezept zur Modernisierung müsste besser lauten: weniger Leute hochschaffen, mehr Drinks ausschänken und Treppenhaus öffnen. Denn wer nicht „very important“ ist, braucht Nerven da oben.

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