Eine Mitte der Bürgerschaft (3/22)
In dieser 22-teiligen Serie beschreibt Florian Mausbach seine persönlichen Vorstellungen für eine Umgestaltung des Rathausforums in Mitte. Die Texte gehen aus einem Vortrag hervor, den der Autor im September 2012 auf einer Veranstaltung zum Thema gehalten hat.
Der Niedergang der Hanse, dieses frühbürgerlichen Vorläufers der modernen europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, ist mit der Herausbildung von Territorial- und Nationalstaaten vorgezeichnet. Es sind die kurfürstlichen Hohenzollern, denen es gelingt, die Mark Brandenburg zu erweitern und gegen den Widerstand des Landadels und unwilliger Städte als Territorialstaat zu festigen. Berlin und Cölln wehren sich gegen den Bau eines burgartigen Schlosses auf der Spreeinsel und fluten im „Berliner Unwillen“ die Baugrube. Vergeblich. Kurfürst Friedrich II. „Eisenzahn“ bändigt die Städtebünde, beendet die Fehden und Räubereien des Landadels und stärkt seine fürstliche Autorität durch Bau der Schlossfestung und Gründung des Berliner Domes.
Wie kein anderes Land wird die Mark Brandenburg im Dreißigjährigen Krieg durch kaiserliche und schwedische Söldnerheere verwüstet und entleert. Berlin verliert die Hälfte seiner Einwohner. Dem Großen Kurfürsten aber gelingt es, in einem halben Jahrhundert reformfreudiger Herrschaft das Land für Zuwanderer und Flüchtlinge zu öffnen und zu stärken. Berlin erholt sich. Unter dem „preußischen Sonnenkönig“ Friedrich I. werden das Stadtschloss, der deutsche und französische Dom am Gendarmenmarkt und das Zeughaus errichtet und 1709 Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur barocken „Haupt- und Residenzstadt Berlin“ des Königreichs Preußen vereinigt. Friedrich der Große macht Preußen zur europäischen Macht. Unter den Linden entstehen Oper, St. Hedwigs – Kathedrale und Bibliothek. Im Glanz und Gloria der königlichen Residenzen in Berlin und Potsdam aber und mit der Entwicklung der Stadt nach Westen fällt das alte Berlin östlich der Spree in ein Schattendasein.
Morgen: Teil 4 „Berlin wird Großstadt – das Rote Rathaus“
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