Hilfe, die Urbaniten sind da! Und einer entpuppt sich als Vorstädter

Unscheinbar in der Oberwallstraße 20 gibt es ein Urbaniten-Café. Drinnen: der Blick in den Innenhof (Foto: André Franke)

Unscheinbar in der Oberwallstraße 20 gibt es ein Urbaniten-Café. Drinnen: der Blick in den Innenhof (Foto: André Franke)

Als ich vor drei Jahren einmal beim Projektentwickler der Townhouses vom Friedrichswerder anrief und man mir sagte, auf den 47 Schmalst-Parzellen lebten 500 Menschen, schmunzelte ich schon sehr. Dort wohnen doch keine zehn Leute in einem einzigen Haus! Dennoch sind die „Urbaniten“ da. Einen hab ich letztens kennengelernt, war Hausgast bei ihm, ja wirklich. Es gibt in der Oberwallstraße 20 ein Café, das seinen Gästen eine Terrasse mit Blick auf den Innenhof des Townhouse-Blocks bietet. Allerdings ist deren Nutzung baupolizeilich untersagt, worauf ein Schild ausdrücklich hinweist. Das Verbot kommt dadurch zustande, dass ein Townhouse-Bewohner, ein Urbanit, sich durch die Cafébesucher belästigt fühlt und dagegen klagt. Der Cafébetreiber nimmt aber alle seine Gäste in Schutz. Man kann getrost am Schild vorbei- und auf die Terrasse rausgehen. Dort traf ich dann meinen Gastgeber, ein Bewohner des Café-Townhouses, der mir die Geschichte erklärte. Bitte nicht verwechseln: Mein Gastgeber ist der Beklagte, er befürwortet das Café. Sitzt ja selber am Tisch neben mir. Die Klage kommt von der anderen Hofseite, von gegenüber, wo offenbar kein Urbanit, sondern eine Urbani(e)te eingezogen ist! Denn war es nicht die Idee, jene hier bauen und leben zu lassen, die die Dichte lieben und gemischte Strukturen, überhaupt: die Stadt? Als „Hoffnungsträger“ hatte man die Urbaniten in den 90er Jahren betrachtet. Jetzt sehen wir, dass mancher besser vor die Stadtgrenze gehörte, ins Suburbane, ins Umlandgrün, zu dem die Townhouse-Idee vom Friedrichswerder ja gerade das Gegenstück sein soll. So hoffe ich, dass die Klage scheitert, das Café bleibt und man beim nächsten Mal ehrlicher ist, wenn ich anrufe. Oder täuscht die Townhouse-Idylle nur?

Blick von der Terrasse über das Grün im Innenhof. Im Hintergrund: Wohnhochhaus an der Leipziger Straße (Foto: André Franke)

Blick von der Terrasse über das Grün im Innenhof. Im Hintergrund: Wohnhochhaus an der Leipziger Straße (Foto: André Franke)

 

Trampelpfad im Park am Gleisdreieck

Halsbrecherisch: Verspielte Landschaftsarchitektur provoziert Trampelpfade in Park am Gleisdreieck

Trampelpfad im Park am Gleisdreieck

Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Trampelpfad im Park am Gleisdreieck ist fast schon eine Treppe. (Foto: André Franke, September 2015)

Darf das denn sein? Dass sich die Leute hier nicht die Füße brechen, grenzt an ein Wunder. Wurzeln ragen aus dem Boden, freigespült vom Regen. Unterirdische Plastikrohre streben gen Tageslicht wie Spargel, lassen das Ganze bizarr aussehen. Als wäre man hier auf der Baustelle! Doch es ist der preisgekrönte Park am Gleisdreieck, zumindest sind dessen Gestalter, die Landschaftsarchitekten von LOIDL mit einem Preis gekrönt worden, letzten Freitag: mit dem Landschaftsarchitekturpreis 2015. Zurecht? Muss man da fragen. Die Planer haben sich da nämlich eine Spielerei erlaubt. Einen Weg geschaffen, den niemand braucht. Er führt aus der verlängerten Lützowstraße in den Park, mündet aber in einen anderen Weg, hat also kein direktes Ziel. Dabei schreit das Wegeziel für die Parkquerer (gemeint ist übrigens der Westpark) ja zum Himmel: Die Menschen wollen zur U-Bahn. Sie wollen zum Bahnhof Gleisdreieck und latschen direkt über die Wiese! Der Großstädter hat keine Zeit für Spielchen. Bitte nachbessern! Am besten nach dem Vorbild Spreebogenpark. Dort nimmt das Grünflächenamt Mitte jetzt die Volksvorschläge (geäußert in Form von Trampelpfaden) auf und macht daraus einen befestigten (Park-)Weg. Herzlichen Glückwunsch an LOIDL, trotzdem! Denn was die Parkarchitekten dort mit Elementen wie der „Gleiswildnis“ und den grauen, großen Wackersteinen (ich denke dabei immer an den bösen Wolf, wenn ich vorbeifahre) erschaffen haben, ist vor der Historie, die der Ort hat, poetisch und macht mich glücklich (siehe auch: „Joseph Roth im Hochgras“, ein Beitrag, den ich für Berlin vis à vis geschrieben habe).

Schock-Bau auf Bötzow

Schnell gebaut, aber nicht schön gebaut. Die temporäre Innovation-Halle vor der Bötzow-Bauerei an der Prenzlauer Allee (Foto: André Franke)

Schnell gebaut, aber nicht schön gebaut. Die temporäre Innovation-Halle vor der Bötzow-Bauerei an der Prenzlauer Allee (Foto: André Franke)

Schon seit Wochen fahr ich die Prenzlauer nur noch mit Scheuklappen runter. Dass ich die grau-schwarze Blechhalle nicht immer aufs Neue anblicken muss. Sie ist ein Neubau auf dem Gelände der alten Bötzow-Brauerei. Chipperfield baut hier, dachte ich. Und die Pläne zeigen ganz andere Architektur. Helle Ziegelsteingebäude, die sogar die gleichen Rundfenster haben wie schon der Chipperfield-Neubau für die School of Transformation im Projekt Forum Museumsinsel an der Spree. Auf meine besorgte Anfrage hin, teilt mir Bötzow Berlin jetzt mit, dass es sich nur um eine Zwischenlösung handelt. Den kreativen Kräften im Open Innovation Space will man mit dem Bau einen möglichst kurzfristigen Start ermöglichen. Man versichert mir: Die baulich-ästhetischen Einschränkungen werden nur von vorübergehender Dauer sein. Na gut.

Ökohäuser Landwehrkanal

Zu Gast bei Selbstbauer Manfred Ruprecht in den IBA-Ökohäusern am Landwehrkanal

Ökohäuser Landwehrkanal

Wintergarten von Manfred Ruprecht im Ökohaus in Tiergarten: „Das kann man nicht bauen“, sagten die Handwerker zu ihm. (Foto: Manfred Ruprecht)

Selbstbauer sind Abenteurer. Am Montag habe ich einen kennengelernt: Manfred Ruprecht. Er wohnt in den „Ökohäusern“ am Landwehrkanal, die oft der Einfachheit halber dem kürzlich verstorbenen und mit dem Pritzker-Preis geehrten Architekten Frei Otto zugerechnet werden. „Das ist unwahr“, sagte Ruprecht mit leiser Stimme. Und dann hat mir dieser Selbstbauer, Bewohner und Abenteurer erzählt, was es heißt, sich sein eigenes Haus zu bauen. Frei Otto hat zwar die Idee gehabt. Und er hat das Betonskelett gebaut, dass die „Nester“ der Bewohner in seinem „Baumhaus“ trägt. Aber dieser Nestbau und die Abstimmung der Nestbauer untereinander schien die wahre Architekturleistung bei diesem IBA-Projekt von 1987 gewesen zu sein. 38 von ehemals 55 Bewohnern leben noch hier. Mehr dazu in der Herbstausgabe von „Berlin vis à vis“ in einem Artikel, für den ich bei Manfred Ruprecht zu Gast war.


Die holländische Filmemacherin Beate Lendt hat 2011 über die Ökohäuser, über die Bewohner und über Frei Otto eine 60 minütige Dokumentation gedreht („Der Traum vom Baumhaus“). Hier der Trailer …

Zu Frei Otto gibt es in diesem Online-Magazin hier eine umfangreiche Reihe (in Englisch) …

Und hier könnt Ihr eine Rezension des neu erschienenen Buches „Frei Otto. Forschen, bauen, inspirieren“ auf dem Blog Stadtsatz.de lesen …

Tegel TXL Nachnutzung

Bauen wie blöde – hier ein Überblick

Falls es noch immer jemand nicht kapiert haben sollte: „Wir wachsen wie blöde!“, sagte Philipp Bouteiller von der Tegel Projekt GmbH so auch mit entsprechendem Nachdruck im Januar auf der Standortkonferenz von Berlin TXL, dem Nachnutzungsprojekt für den Flughafen Tegel. Und „wie blöde“ wird anscheinend auch geplant und gebaut. Senator für Stadtentwicklung Andreas Geisel (SPD) hatte im Sommer die 0hnehin schon steile Bevölkerungsprognose noch weiter nach oben korrigiert: Bis 2030 würde Berlin beinahe eine Vier-Millionenstadt sein. Energisch ist denn auch des Senators Bauwille. Hier ein steckbriefartiger Überblick über die spannendsten Projekte des Berliner Wohnungsneubaus …


Europacity

Europacity

Europacity-Brachfläche 2015: Versprengte Gründerzeitbauten entlang der Heidestraße. Noch nicht allzu viel los (Foto: André Franke)

Beiderseits entlang der Heidestraße entsteht im Norden des Hauptbahnhofs ein komplettes nutzungsgemischtes Stadtviertel. Neben Büros, Einzelhandel und dem Kunstcampus werden am Spandauer Schifffahrtskanal 2.860 Wohnungen gebaut. Die begrünten offenen Wohnblöcke sollten sich ursprünglich um einen Stadthafen gruppieren. Wegen nicht bestätigter EU-Fördergelder wird aber statt des neuen Hafens leider nur ein Stadtplatz entstehen. Besonders ärgerlich: Nur 42 Wohnungen werden mit einer Mietpreisbindung von maximal 7,50 Euro (Nettokalt) pro Quadratmeter angeboten. Die Politik beschloss erst 2014 den neuen sozialen Wohnungsbau, die städtebaulichen Verträge stammen aber schon von 2011. Die Europacity umfasst 40 Hektar Fläche. Damit ist sie viermal größter als das nahegelegene Gelände der neuen BND-Zentrale an der Chausseestraße.


Mauerpark

Mauerpark-Plan

Wohngebiet Mauerpark (© 2014 Groth Development GmbH & Co. KG)

Bedeutend kleiner wird das neue Wohnquartier im Mauerpark. Mehr als 700 Wohnungen baut die Groth Gruppe nördlich des Gleimtunnels, trifft hier aber auf energischen Widerstand der Mauerpark-Allianz. Das Bündnis aus mehreren Initiativen hatte gegen das laufende Bebauungsplanverfahren 39.000 Stellungnahmen eingereicht und ein Bürgerbegehren vorbereitet. Dann entzog der Senat dem Bezirk Mitte das Verfahren, wodurch das Bürgerbegehren ins Leere lief. Die von der Allianz so genannte „Geiselattacke“ zeigt, wie ernst es Senator Geisel auch mit einer eher geringen Anzahl von Neubauwohnungen meint. Ende des Jahres soll der Investor Baurecht bekommen. Davon hängt auch die in einem umstrittenen städtebaulichen Vertrag geregelte Erweiterung des Mauerparks Richtung Brunnenviertel ab. Seit zwanzig Jahren ist der Park schon geplant.


Elisabeth-Aue

Elisabeth-Aue (zentral) am nördlichen Stadtrand Berlins. (Karte "20 grüne Hauptwege" piekart-Verlag)

Elisabeth-Aue (zentral) am nördlichen Stadtrand Berlins. (Karte „20 grüne Hauptwege“ piekart-Verlag)

Der neueste Coup des Senators trifft die Elisabeth-Aue im Norden Pankows. Nicht nur der Umfang des Projekts mit 5.000 Wohnungen erschreckt fast. Auch der landwirtschaftliche Charakter des Standorts und seine Lage am äußersten Stadtrand, angrenzend an ein Landschaftsschutzgebiet, lässt einen aufhorchen. Von offizieller Seite als „Gartenstadt des 21. Jahrhunderts“ proklamiert, befürchtet die Bürgerinitiative Elisabeth-Aue eine Trabantenstadt à la Märkisches Viertel. Das 73 Hektar große Areal liegt zwischen Französisch-Buchholz und Blankenfelde. Beides sind Ortsteile Berlins. Blankenfelde ist aber das letzte von Feldern umgebene Dorf auf Berliner Stadtgebiet. Die Elisabeth-Aue ist außerdem Teil des Naturparks Barnim. Seine Wohnungsbauziele erreicht der Senat – anders als auf der Stadtbrache Heidestraße – hier nur auf Kosten einer Natur- und Kulturlandschaft.


Kurt-Schumacher-Quartier

Tegel TXL Nachnutzung

Kurt-Schumacher-Quartier (rechts): Wohnen am zukünftigen Industriegebiet (Ausschnitt Flächenplan Tegel, Berlin TXL)

Ebenfalls 5.000 Wohnungen will Senator Geisel im Kurt-Schumacher-Quartier in Tegel bauen. Es war bis zum Frühling als potenzieller Standort für das Olympische Dorf vorgesehen. Nach der Olympia-Absage für Berlin hat die SPD das Gelände zwischen Flughafen und U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz (U6) als Megastandort für den Wohnungsbau entdeckt. Die Stadt soll hier auf das Flughafenareal heraufwachsen. Ursprünglich waren im Zuge der TXL-Nachnutzung gerade einmal 1.000 Wohnungen geplant. Der Koalitionspartner CDU kann sich maximal 3.000 Wohnungen vorstellen, und nur dann, wenn die industrielle Nutzungsperspektive von Berlin TXL als „Smart City“ (The Urban Tech Republic) nicht beeinträchtigt wird. Nicht zuletzt hängt das Wohngebiet von der Schließung des TXL (Frühling 2018) und der Eröffnung des BER Ende 2017 ab. Ein städtebaulicher Wettbewerb soll Anfang 2016 ausgelobt werden.


Historische Mitte / Alexanderplatz

Gehry-Wohnturm

Der Gehry-Wohn-Tower am Alexanderplatz (© Hines, Januar 2014)

Auch in der City Ost verzeichnet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit höchst unterschiedlichen Städtebauprojekten Nachverdichtungspotenziale mit bis zu 2.500 Wohnungen. Am Molkenmarkt, wo die sechsspurige Grunerstraße verlegt wird, entstehen 381 Wohnungen in traditioneller Berliner Blockrandbebauung. Ganz anders: das neue Wohnen am Alex. Im Hines-Tower, der gewagten 150-Meter-Wohnschraube von Architekt Frank O. Gehry, sollen in 39 Stockwerken 300 Eigentumswohnungen errichtet werden. Da der Alexanderplatz im Zuge der aktuellen Überarbeitung des Masterplans von 1994 auch in Zukunft ein Hochhausstandort bleiben soll, können wir davon ausgehen, dass der Gehry-Turm hier nicht das einzige Wohnhochhaus bleiben wird.


Die Mauerpark-Allianz veranstaltet am Samstag ein Lärmdemo gegen Verdrängung

Die Bürgerinitiative Elisabeth-Aue bietet am Sonntag eine Führung über das Gelände

Entglitten aus „guten Händen“, MFG BIma

Dragoner-Areal Kreuzberg

Areal der alten Dragoner-Kaserne in Kreuzberg. Der Senat will es zum Sanierungsgebiet erklären. Es laufen die Vorbereitenden Untersuchungen. Aber es läuft auch der Verkauf. (Abbildung: Initiative „Stadt von Unten“)

Der kleine Till hält einen Luftballon in der Hand. Drei Minuten später fliegt er ihm davon und steigt gen Himmel. Da sieht Till dem Ballon lange hinterher, denn eigentlich wollte er ihn behalten. Aber Till ist noch klein. Er weiß nicht, was Helium ist und was es anrichtet.

Diese Szene habe ich beobachtet als ich im Garten des Bundesministeriums für Finanzen stand. Es war vor anderthalb Wochen und Tag der offenen Tür. Und Tills Luftballon war weiß Gott nicht der einzige, der an diesem Sonntag aus Kinderhänden entglitt. Ironischerweise waren die Luftballons mit einem Slogan der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIma) bedruckt, der für alle, die wissen, wie es um das Kreuzberger Dragoner-Areal steht, nur unter Schmerzen zu schlucken war. Da stand:

„BIma – Immobilien in Guten Händen“

Ob das Dragoner-Areal heute Abend noch in den „guten Händen“ des Bundes verblieben sein wird oder ob es aus den „guten Händen“ in die vermeintlich „bösen“ der österreichischen Immobilienfirma „Dragonerhöfe“ übergehen wird, entscheidet heute der Finanzausschuss des Bundesrates. Das ist der dritte Anlauf, nachdem die Verkaufsentscheidung schon zweimal aufgeschoben worden war.


Hier eine Diskussion vor Ort auf dem Dragoner-Areal mit Inforadio

Am Samstag gibt es Führungen über das Gelände und mehr

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Spreebogen

Charité-Verbau der Zukunft

Das Haus der Zukunft verbaut den Blick auf die befremdlich-saubere Charité. Oder bereichert es sie etwa … ?

haus der zukunft

Haus der Zukunft am Kapelle-Ufer. Wird dem Standard eines Niedrigst-Energiehauses entsprechen. Die Eröffnung ist für 2017 geplant. (Pressebild der BIma)

Au Backe! Da hab ich wohl eine Grundsteinlegung verpasst, und zwar augerechnet die vom Haus der Zukunft. Am 10. Juni fand sie statt, lese ich in der Pressemitteilung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIma), wo deren Vorstandssprecher Jürgen Gehb mit einem Satz zitiert wird, der mich auf die Palme bringt. Naja, zumindest auf eine ausgewachsene Berliner Linde:

„In Kürze wird das Haus der Zukunft die Lücke im Stadtbild schließen und die Umgebung um eine echte öffentliche Attraktion bereichern.“

Ja bitte, tun Sie das! Schließen Sie die Lücke im Stadtbild. Denn das Stadtbild am Spreebogen ist auch nicht mehr das, was es mal war. Ich will ja nicht die Grenze zurück. Aber die Charité. Wie entfremden die schneeweißen Blechfassaden das sanierte Hochhaus von den roten Klinkerbauten. Der Eingriff entreißt dem Campus das Hochhaus, auf dass fortan beide im Stadtbild als getrennte Elemente zu sehen sind. Und das gefällt mir schon seit Monaten nicht.

Spreebogen

Blick auf das modernisierte Charité-Hochhaus (Hintergrund). Ein schneeweißer Gipfel in der Spreebogenfassadenlandschaft. (Foto: André Franke 2015)

Aber ich erkenne: Da er, dieser schönheits-chirurgische Eingriff, in die zweite Reihe fällt, weil in der ersten das „Humboldthafen-Eins“ und das Bundesministerium für Bildung und Forschung Stellung bezogen haben, kann der Klinkercampus vom Spreebogen aus betrachtet als aus dem Stadtbild eliminiert gelten. So sucht sich das Hochhaus passable Partner, mit denen gut Schunkeln ist. Mit dem Humboldthafen-Eins geht das. Und auch das Haus der Zukunft scheint das dritte Element eines geplanten, gewollten Stadtbildes zu sein! (Dass das BMBF eine andere Farbe hat, lass ich jetzt mal dahin gestellt sein.)

Also bitte, bauen Sie das Haus! Aber nicht im Bewusstsein, Stadtbildlücken zu schließen, sondern Stadtbilder zu komponieren. Da kann man nur hoffen, dass das Haus der Zukunft kein grauer Blechkasten wird, sondern ein wirklich strahlend weißer.

Familie Fischer hält die Fahne hoch

Die vierköpfige Familie soll raus. Die Firma Christmann fordert nach der energetischen Sanierung des Wohnhauses Kopenhagener Straße 46 in Prenzlauer Berg eine Warmmiete von 2.927 Euro. Die Fischers bezahlten für 150 Quadratmeter bisher 853 Euro. Christmann zersägte den Fischers im Bad die Wasserleitungen und schnitt ihnen den Schornstein ab. Pankows Baustadtrat Jens-Holger Kirchner lässt das rückgängig machen und scheut die Auseinandersetzung mit Christmann´s Anwalt nicht: „So jeht det nu nich!“ sagte er letzten Montag in der Abendschau. Die Fischers sind der letzte Mieter im Haus.

Thesenanschlag am Rathausforum

Da haben wir den Salat auf dem Rathausforum: Bei der heutigen Ted-Abstimmung in der „Stadtdebatte“ werde ich meine Schwierigkeiten haben, für oder gegen These Nr. 14 zu voten:

„Die Marienkirche soll durch eine Bebauung räumlich gefasst werden. Sie braucht einen gestalteten Vorplatz und muss zur Karl-Liebknecht-Straße besser abgeschirmt werden.“

Zwangsläufig gegen Rettungsschirm

Den Rettungsschirm gegen den Straßenverkehr gönne ich ihr ja. Auch den Vorplatz. Aber nach Süden soll sie doch frei bleiben. Also stimme dagegen. Anders bei These Nr. 1:

„Die Berliner Mitte soll ein Ort für alle sein, an dem verschiedene Nutzergruppen sich wohl fühlen, sich begegnen und entsprechende Angebote finden.“

Die ist im Grunde ganz schöner Quark. Wer kann dazu schon Nein sagen? Ich wette, diese These (die keine ist), erreicht bei der Abstimmung nahezu hundert Prozent. Vielleicht erdreisten sich Protestler und stimmen aus Prinzip dagegen.

mendelssohn-Denkmal Rathausforum

Das neue Moses-Mendelssohn-Denkzeichen von Micha Ullmann auf dem Rathausforum unweit der Marienkirche (Foto: André Franke)

Es ist das sogenannte Halbzeitforum, das heute ab 14:00 Uhr im bcc am Alexanderplatz stattfindet. 15 Thesen sind das Zwischenergebnis der Beteiligung, die seit April läuft und bis zum Dezember weitergeht. Wie, das entscheidet auch der TED heute. Und ob überhaupt, das war zwischenzeitlich auch befürchtet worden, nach dem Fachleute das Beteiligungsformat als Farce bezeichneten.

Also was bringt die Halbzeit?


Hier alle 15 Thesen im Überblick …

Die Bauwut der deutschen Bauherren

Verbietet das Bauen

Neuerschienen im August 2015: „Verbietet das Bauen“ von Daniel Fuhrhop (oekom-Verlag)

Bauwut – Gibt es denn so etwas in unserem Land? Nachdem ich am Dienstag Abend die arte-Doku „Wem gehören unsere Städte?“ gesehen habe, ist mir klar, dass es Bauwut hundertprozentig in der Türkei gibt, wo Präsident Erdogan den Stadtumbau in Istanbul so radikal betreibt, dass ein Aktivist die Allmacht und das Ausmaß staatlicher Bauwut mit dem Satz beschreibt:

„Es ist als würdest Du im Computer SimCity spielen.“

Entsprechend ist die Ohnmacht der aus ihren Häusern und Stadtvierteln Vertriebenen.

„Verbietet das Bauen“

Doch in seinem Deutschland behandelnden Buch „Verbietet das Bauen“ überschreibt Autor Daniel Fuhrhop gleich das erste von insgesamt zwölf Kapiteln: eben mit „Bauwut“ und weist darauf hin, dass wir hierzulande pro Jahr ein Bauvolumen reproduzieren, das der Stadt Bonn entspricht. Also: Jährlich einmal ganz Bonn in den Sand setzen. Wieder und wieder. So „wüten“ die deutschen Bauherren.

Daniel Fuhrhop, der heute in Berlin das neuerschienene Buch vorstellt, fordert regionale und zeitlich begrenzte Baustopps, entlarvt den mythologisch aufgeladenen Eigenheimbau als quasi schlechte Angewohnheit und sehnt sich nach einer Politik, die ihre Minister und Regierenden in der Zukunft nicht zum glamourösen Ersten Spatenstich entsendet, sondern zum anspruchsvolleren, denn bestandorientierten „Ersten Spachtelstrich“. Ich freue mich auf den Rest des Buches, denn ich bin erst auf Seite 27.

Mehr Inhalt, wie gesagt, gibt der Autor heute Abend im GASAG Literatursalon, Henriette-Herz-Platz 4, 10178 Berlin (südlich vom Hackeschen Markt) ab 19:00 Uhr im Gespräch mit Holger Hettinger von Deutschlandradio Kultur.


Hier die Doku „Wem gehören unsere Städte?“ in der Mediathek auf arte.tv 

Hier zum gleichnamigen Blog „Verbietet das Bauen“ von Buch-Autor Daniel Fuhrhop