„Hinter“ dem Schloss
Hinter dem Schloss, wo die Container stehen und Franco Stella öfter über die Straße geht, um nach seiner Baustelle zu sehen, wo auch die Busse, steif wie Bock, in die Breite Straße eindrehen und dabei den Radweg mit den todbringenden Doppelreifen der Hinterachse überrollen, und wo, im Gegensatz zur Nordseite, auch kein Weltkulturerbe anzutreffen ist (es würde sich wohl schnell aus dem Staub machen …), – hier ist nicht „hinten“!
„Hier ist vorne“, erkläre ich am Sonntag auf einer Zukunft Berlin Tour, da bei Ulla, die aus Erftstadt bei Köln kommt, der erste Eindruck beim Stoppen vorm alten Staatsratsgebäude folgender war: „Ich war bisher immer nur vorne gewesen, auf der anderen Seite … Aahh, so sieht´s also hinter dem Schloss aus!“
Ich freue mich über solche Steilvorlagen sehr. Man kommt sofort auf das Wichtige zu sprechen, auf das Positive. Was ist das Positive am Schloss? Es bringt die Grundordnung auf der Spreeinsel zurück: einen Lustgarten im Norden, einen Schlossplatz im Süden. Wir können wieder zeigen, wo die Stechbahn war, wo Ritter sich mit Lanzen die Rüstungen durchbohrten, vom Pferd fielen.
Erkennbar wird dadurch auch eine weitere Geschichte: Berlin war nicht das Schloss. Nicht immer jedenfalls. Das Schloss kam erst in der zweiten Welle der Berliner Stadtentwicklung. Mehr als 200 Jahre kam Berlin-Cölln ohne es aus, und Kurfürst Friedrich II., genannt „Eisenzahn“, positionierte seine Residenz am Rande der Stadt. Fortan musste Berlin mit dieser … „Unwucht“ leben. Oh, dieses Bild gefällt mir auch sehr. Und man könnte hinzufügen, dass die Unwucht später ein ganzes Land ins Schleudern brachte und ins Desaster katapultierte, wo die Menschen nicht wussten, wo oben und unten ist.
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