Schloss in pink

Schloss in pink garantiert Hingucker

Schloss in pink

Pink: In Berlin ein Zeichen für Temporäres, nicht Dauerhaftes. Dafür aber ein „Störer“, der die Aufmerksamkeit von Berlin-Besuchern auf sich zieht. (Foto: André Franke, Juni 2015)

Schloss-Satire #4 – Die FAQ Nr.1, also die most frequently asked Question, die Touristen auf einer Stadtführung durch Berlin stellen, ist diejenige nach den pinkfarbenen Rohren. Manchmal hab ich sogar den Eindruck, die Gäste nehmen die Rohre umso intensiver war, desto mehr Kultur und Geschichte wir ihnen um die Ohren hauen. (Natürlich nur, um sie zu begeistern.) Doch sie lieben eher Rätsel. Die Antwort, dass es sich bei den Rohren um Grundwasser von Baustellen handelt, ruft bei ihnen meistens ein zweifelhaftes Lächeln hervor. Manchmal sogar Enttäuschung, dass es sich nicht um Gasrohre handelt. Fakt ist, sie springen darauf an, weil das Pink eine Störfarbe im Stadtbild ist. Und weil sie denken, die Rohre stünden für immer. Seht es mir nach, wenn auch ich mich nun durch das Pink-Portal II des Schlosses etwas irritiert fühlte, als ich vorgestern vorbeifuhr. Und auch ich hätte da gleich eine Anschlussfrage à la Tourist: „Ist das vorübergehend oder bleibt das für immer?“ Ich meine: das Schloss.

Grotest Maru auf dem Rathausforum, Juni 2015

Der Fischer, der aus dem Brunnen kam

Theatergruppe Grotest Maru zieht übers Rathausforum, hebt Gullideckel und geht baden …

Grotest Maru auf dem Rathausforum, Juni 2015

„Fischer“ steigt aus dem Neptunbrunnen, Juni 2015 (Foto: André Franke)

Grotest Maru auf dem Rathausforum, Juni 2015

„Eckensteher“ Nante auf´m Liegestuhl vor Marienkirche, Juni 2015 (Foto: André Franke)

Ich würde sagen, er hat sich von allen am meisten ins Zeug gelegt. „Der Fischer“ unter den Berliner Typen, die am Sonnabend Nachmittag übers Rathauforum zogen, hub gleich zu Beginn erstmal einen gusseisernen Gullideckel aus dem Boden. Dann stieg er hinein und war fortan nur hüftaufwärts zu sehen, mit den Armen rudernd, stumm um Hilfe schreiend. Wenn das kein Bild war für die flächendeckend unter dem Pflaster liegenden Altstadtreste des Berliner Marienviertels! Leider hab ich es nicht fotografiert. Der Fischer, wieder herausgestiegen, stieg sogleich wieder woanders rein, nämlich in den Neptunbrunnen. Mit einem Fischernetz durchschritt er das Becken, am Ende war er klitsche-nass. Schön, dass der Brunnen an diesem 26. Juni 2015 noch da war. Auf den Weg zum Schlossplatz hätte sich der Kerl bestimmt nicht gemacht. Dann hätte er sich zu weit von seinem Kollektiv entfernt. Das klingt schon wieder mächtig sozialistisch oder? Sorry. Die Schauspieler traten ja als Gruppe auf.

Grotest Maru auf dem Rathausforum, Juni 2015

Obstverkäuferin aus Rennaissance vor Marienkirche, Juni 2015 (Foto: André Franke)

Fragebogen statt Promille

Eckensteher Nante war ganz cool drauf. Weil es mit Ecken im Freiraum schwierig ist, hat er sich auf einen Liegestuhl gefläzt. Tolles Bild. Hinter ihm die blühenden Rosen. Hinter ihnen die Kirche. Seine Schnapspulle hatte er auf dem Foto schon beiseite gepackt. Die Schauspieler waren nicht zum Spaß hier. Sie hatten einen Auftrag, fragten uns Passanten, warum wir hier seien. Partizipatives Theater – eine getarnte Umfrage also?

Jetzt, wo ich mir auf dem Sofa sitzend das Bild mit der Marktfrau, der Obstverkäuferin ansehe, etwas Durst habe, frag ich mich, warum ich sie nicht um einen Apfel bat. Auch sie wollte wissen, was mich hier her brachte. „Na Ihr“, hab ich gesagt. Warum hat umgekehrt sie mir keinen Apfel angeboten? Warum hab ich keinen aus ihrem Korb geklaut? Warum hab ich den Fischer nicht aus dem Gulli gezogen? Warum haben wir den Bauarbeiter nicht auf die existenten Baustellen geschoben? Warum hab ich mir vom Schuster nicht die Schuhe putzen lassen? – Das müssen wir unbedingt noch mal machen!

Grotest Maru auf dem Rathausforum, Juni 2015

Theatergruppe Grotest Maru: Naja, auch sie können die Kraft des achsialen Stadtraums nicht verleugnen, postieren sich linear zwischen Neptunbrunnen und Fernsehturm, Juni 2015 (Foto: André Franke)

Einen Theaterplatz!

Könnte man Grotest Maru, die Theatergruppe, nicht dauerhaft auf dem Rathausforum installieren? Bis Oktober vielleicht? Muss ja auch nicht täglich sein. Jeden Sonnabend Nachmittag. Eine Stunde statt drei würde ja auch reichen. Partizipieren will gelernt sein.

Heute am Sonnabend, ab 15:00 Uhr: Bewegungsspiele am Marx-Engels-Denkmal

Theater um das Rathausforum

Masken tanzen am vielschichtigen Ort des Rathausforums (Bildnachweis: Icons/ Zeichnungen © Anna-Lena Schiller)

Masken tanzen am vielschichtigen Ort des Rathausforums (Bildnachweis: Icons/ Zeichnungen © Anna-Lena Schiller)

Es ist wohl das Format, unter dem sich die Wenigsten Genaueres vorstellen können. Partizipatives Theater wird heute im Rahmen der Stadtdebatte „Alte Mitte – neue Liebe?“ auf dem Rathausforum gespielt. Immer zur vollen Stunde von 15:00 Uhr bis 19:00 Uhr wird es zwischen Fernsehturm und Marx-Engels-Denkmal an der Liebknechtstraße Vorführungen der Berliner Gruppe Grotest Maru geben. Die Schauspieler werden offenbar diverse Berliner Typen verkörpern und eine Zeitreise durch die Geschichte der Mitte veranstalten. Eckensteher Nante hat sich für den Event angemeldet (unklar, an welcher „Ecke“ der rumhängen will). Auch Otto Lilienthal und ein echter Spreefischer treten auf. Und: Die Bauarbeiter der Republik (gemeint ist die untergegangene Deutsche Demokratische) kommen zurück und wollen laut Programmankündigung mal wieder nach dem Besten schauen, vermutlich ob der große Turm noch was taugt. Keine Sorge, denn das tut er! Was dagegen das Theater für die Debatte taugt, wird sich zeigen.

Gotteshaus zu Gast im Bodemuseum

House of One macht Künstlergespräche im Bodemuseum, heute

Archäologisches Feld im House of One: auf den Fundamenten der Petrikirche solle es gebaut werden (Visualisierung Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin)

Archäologisches Feld im House of One: auf den Fundamenten der Petrikirche solle es gebaut werden (Visualisierung Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin)

Auch wenn das ambitionierte House of One am Petriplatz in Mitte noch nicht gebaut ist, ja noch nicht einmal der Baubeginn in Angriff genommen werden kann, weil die erste Million Euro Spenden noch nicht eingenommen ist, lebt das interreligiöse Projekt vom täglichen Austausch und gemeinsamen Andachten seiner christlichen, jüdischen und muslimischen Akteure. „Wir warten nicht bis das Haus da ist“, sagte neulich der Imam Kadir Sanci, als er das Projekt im Kardelen Kulturverein in Spandau vorstellte. Heute gibt es die Fortsetzung der „Künstlergespräche – Die Gesichter Gottes“ im Bodemuseum, wo das House of One zu Gast ist in der Ausstellung „Ein Gott“. Diesmal mit dem deutschen Maler Michael Triegel. Er befasst sich in seinen Arbeiten mit mythischen und religiösen Motiven. Ab 18:00 Uhr.

Die internationale Spendenkampagne läuft seit Juni 2014. Knapp 170.000 Euro sind bis jetzt zusammengekommen. Bauphase eins inklusive Grundsteinlegung startet bei einem erreichten Spendenaufkommen von 1 Million Euro. Bauphase zwei bei 25 Millionen. Insgesamt werden 43,5 Millionen Euro Baukosten für das House of One veranschlagt. Es soll Kirche, Synagoge und Moschee in einem sein.

Wohnungen 2014

Berlin wächst 2014 um 8.637 Wohnungen

Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg teilt für das Jahr 2014 mit, dass

  • Berlin Ende des Jahres insgesamt 1.891.798 Wohnungen hat,
  • damit 8.637 Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr hinzugekommen sind,
  • davon 7.297 durch Neubau entstanden
  • es insgesamt 318.204 Wohngebäude gibt
  • 56,7 Prozent davon Ein- und Zweifamilienhäuser sind
  • Pankow die meisten Wohnungen hat, gefolgt von Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg.

Hier noch mal alles auf einen Blick:

Wohnungen 2014

Wohnungsbestände in Berlin 2013 und 2014 (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg)

 

Rasen vor dem Reichstag, Juni 2015

Am Reichstag: Die Toten kommen, der Rasen geht

Der Rasen am Reichstag hat durch die Gräber-Demo gelitten. Er ist überhaupt fehl am Platze und sollte gepflastert werden – zumindest teilweise …

Rasen vor dem Reichstag, Juni 2015

Achtung: Frisch gesät! Der Reichstagsrasen ein paar Tage vor dem „Überfall“ durch das Zentrum für politische Schönheit am 21. Juni 2015 (Foto: André Franke)

Gras sollte drüberwachsen. Doch die Demonstranten vom „Zentrum für politische Schönheit“ trampelten den frisch gesäten Rasen auf dem Platz der Republik bei ihrem Protest gegen die Europäische Flüchtlingspolitik am Sonntag gleich wieder platt. Schlimmer noch: Sie huben Erdreich aus und errichteten Gräber mit Kreuzen und Grabsteinen. Jetzt ist die 50.000 Euro teure Rasensanierung für die Katz.

Und ich sage: Macht nichts. Warum steuern denn wir am Platz der Republik Entwicklungen entgegen, die stärker sind als der Zirkel der Stadtplanung? Die Trampelpfade und Trampelflächen vor dem Reichstag zeigen doch deutlich, welche Platz- und Wegestrukturen die existente Nutzung dem Ort hier aufdrückt. Anstatt immer wieder neuen Rasen zu säen und dafür monatelang im Sommer den Platz einzuzäunen und ihn Berlinern und Besuchern vorzuenthalten, sollten wir den Platz der Republik neugestalten und zwar so, dass dort, wo kein Gras mehr wächst, weil hochfrequentiert betreten, Pflastersteine zum Einsatz kommen. Das ergäbe übrigens lebhafte Strukturen, wie das Foto oben erahnen lässt. Die Stadt weiß selbst, was sie am Besten braucht.

Nebenbei gesagt, war ich froh, als ich die Massen am Sonntag auf der Wiese sah! Vier Wochen ohne den Platz der Republik – das hält man als Stadtführer kaum aus. Ob der Bauzaun jetzt eingerissen wurde oder in ein paar Tagen sowieso abgebaut werden sollte, macht da keinen großen Unterschied. Leider bleibt der Platz wegen der Aktion jetzt bis Ende Juli gesperrt. 10.000 Euro Schaden seien entstanden, ist heute zu lesen. Die Linke im Bundestag will die symbolischen Gräber sogar als Mahnung erhalten. Doch sie werden bereits beseitigt.

Die Morgenpost über die Gräber-Demo am 21.6.2015

Wieder „Kaiserwetter“ am Schloss?

Das Schloss feiert Richtfest. Das Humboldtforum auch. Mögen beide Sonne tanken im „Kaiserwetter“ …

Am Freitag wird es sonnig und heiß. Ob dann jemand aus der geladenen Richtfestgesellschaft auf der Schlossbaustelle wieder von „Kaiserwetter“ sprechen wird? Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hatte vor zwei Jahren bei der Grundsteinlegung keine Scheu, dieses Wort auszusprechen. Ich habe es selbst gehört, ich war dabei. Diesmal wird es mir nicht vergönnt sein. Weil ich nicht in Besitz eines Presseausweises bin, hat das große Haus keinen Platz für kleine Schreiber wie mich. Der Bau, den ich vor kurzem in einem Blogpost willkommen hieß, lässt mich vor der Türe stehen. Wenigstens nicht bei Regen. Oder begünstigt mich das Schicksal etwa mit der Perspektive von außen? Vom Schinkelplatz? Thyssen-Krupp-Platz? Den Kranz auf der Kuppel baumeln sehen, das geht doch am besten mit etwas Abstand, denke ich. So sag ich in weiser Voraussicht schon mal Danke, liebe Stiftung.

Schlosskuppel mit Dixieklo im Mai 2015: Menschlichkeit auf der Baustelle (Foto: Frank aus Hermsdorf, aufgenommen während der Zukunft-Berlin-Tour)

Schloss schlägt Humboldtforum

Doch das „Kaiserwetter“ macht mich immer noch ein bisschen kirre. Das Wort, sollte es jemand in Reden bemühen, klängen heute anders als 2013. Damals standen wir in der Baugrube, unter Straßenniveau. Jetzt redet man von der Kuppel herab. Der Bau selber spricht, der Rohbau wohlgemerkt, schreit: Schloss, Kaiser, Deutsches Reich! Das ist ein Dreiklang, der in keinem Forum weggeredet werden kann. Wilhelm von Boddien sagt in einem Interview, das Humboldtforum würde bei den Menschen nicht hängenbleiben. Sie würden zukünftig ins „Schloss“ gehen, weil sie den Begriff „Humboldtforum“ noch nicht verstanden hätten.

Werbung fürs Schloss. Kaiserwetter auch im Thälmannpark möglich

Werbung fürs Schlossrichtfest im Thälmannpark. Links: Gast auf der „Osten ungeschminkt“-Tour mit Berlin on Bike am 10. Juni 2015 (Foto: André Franke)

So ist es. Das habe ich selbst bei jenen beobachtet, die genau wissen, was das Humboldtforum sein soll. Im Februar dieses Jahres bemühte sich Staatssekretär Engelbert Lütke-Daldrup bei einer Veranstaltung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wirklich darum, nicht vom „Schloss“ zu sprechen. Es fiel ihm gar nicht so leicht. Aber das immer erklärungsbedürftige „Humboldtforum“ wollte sich einfach nicht auf seine Zunge legen. Am Ende seiner Ausführungen, befördert durch Emotion beim Reden, vergaß er den Vorsatz, und es kam wieder das einsilbige, schnelle Schloss heraus. Ist ja auch gar nicht schlimm, ich mach´s ja genauso. Boddien hat längst gewonnen.

Die letzten Sonnenstrahlen im Schloss 1918

Aber mit dem Kaiserwetter sollte man vorsichtiger sein am Freitag. Mögen die Gäste es bloß nicht herbeirufen! Einmal aufgegangen, bleibt die wilhelminische Sonne, jegliche Menschlichkeit verachtend, fest am Himmel stehen. Und geht als letzte unter. Wie im November 1918. Über die letzten „Sonnenstrahlen“ im Berliner Schloss (als Lebensmittelvorräte des Kaisers) schreibt Heinz Knobloch unter Berufung auf den Zeitzeugen Wilhelm Carlé etwas, bei dem sich des Lesers Magen umdreht, so er denn gefüllt ist:

„Bereitwillig führt man mich in die großen Lagerräume. Ich war darauf gefasst, ein Lager vorzufinden, aber das dort gesehene übertrifft doch alle meine Erwartungen. In großen, weiß getäfelten Kammern stand hier alles, aber auch wirklich alles, was man sich an Lebensmittelvorräten überhaupt denken kann. Nein, ich muss mich verbessern, man kann es sich nicht ausdenken, dass nach vierjährigem Krieg noch solche ungeheuren Mengen von Lebensmitteln aufgespeichert sind. Da finden wir Fleisch und Geflügel auf Eis, Saucentunken in großen Kisten, blütenweißes Mehl in Säcken bis an die hohe Decke aufgestapelt, tausende von Eiern, Riesenbassins mit Schmalz, Kaffee, Tee, Schokoladen, Gelees und Konserven jeder Art aufgeschichtet in unendlich scheinenden Reihen. Hunderte von blauen Zuckertüten, Hülsenfrüchte, Dörrobst, Zwieback usw. Man ist sprachlos und denkt unwillkürlich an den alten Witz, dass die Mengen so groß sind, dass ein Mann allein sich davon unmöglich einen Begriff machen kann. Der Wert der Vorräte beläuft sich auf mehrere hunderttausend Mark. Wenn diese Lebensmittelvorräte augenblicklich nicht besser zu gebrauchen wären, so möchte  man vorschlagen, sie unberührt dem deutschen Volke im Nationalmuseum als ein ewiges Zeichen zu erhalten, damit Kinder und Kindeskinder noch sehen mögen, wie in Deutschland, während Millionen hungerten, ‚Gottbegnadete‘ durchhielten.“ (aus: Berlins alte Mitte, Jaron-Verlag, 1996, Berlin)


Futurberlin-Eventreport zur Grundsteinlegung des Schlosses am 13. Juni 2013 

Boddien-Interview mit Deutschlandradio Kultur

Kürzliche, jetzt fragwürdige Futurberlin-Anfreundung mit dem Schlossbau

Buch „Selbstbehauptung“ von Bruno Flierl

Buchcover "Selbstbehauptung - Leben in drei Gesellschaften" von Bruno Flierl, Verlag Theater der Zeit, 416 Seiten,  ISBN 978-3-95749-024-7

Buchcover „Selbstbehauptung – Leben in drei Gesellschaften“ von Bruno Flierl, Verlag Theater der Zeit, 416 Seiten,
ISBN 978-3-95749-024-7

Schöner Zufall: Gestern auf der „Osten ungeschminkt“-Tour radelten wir in der Karl-Marx-Allee an einem Fernsehteam vorbei. In ihrer Mitte stand ein etwas gebückter Mann mit grauen Haaren, auf einen Gehstock gestützt. Es war der Architekturkritiker Bruno Flierl, der heute Abend in der Werkbund-Gallerie sein neues Buch vorstellt: „Selbstbehauptung“, heißt es und handelt von seinem Leben in drei Gesellschaften. Der heute 88-Jährige kam nach dem Zweiten Weltkrieg in die DDR, hat 2001 in der Expertenkommission Historische Mitte als Schlossgegner mitgewirkt und auch die Hochhauspläne am Alexanderplatz wegen ihrer Fersehturm-verbauenden Wirkung kritisiert. In einem Interview mit jeder-qm-du.de spricht er über die Geschichte der Plattenbauten und über seine Mitwirkung bei der Wiederbebauung des Pariser Platzes nach der Wiedervereinigung.


Das Vorwort des Buches ist hier beim Verlag Theater der Zeit zu lesen …

Event: heute 19:00 Uhr, Werkbund Gallerie, Goethestraße 13, 10623 Berlin

MAKE CITY Festival startet

Brutalistisch mit brutalem Veranstaltungsprogramm: Festivalzentrum von MAKE CITY ist die Tschechische Botschaft am Zietenplatz in Mitte. Bei insgesamt 100 Events hätte bestimmt sogar der Alte Dessauer schlapp gemacht, dessen Statue im Bild steht. Spiegelnd in den Botschaftsfenstern: die Plattenbauten Wilhelmstraße (Foto: André Franke, 2014)

Brutalistisch mit brutalem Veranstaltungsprogramm: Festivalzentrum von MAKE CITY ist die Tschechische Botschaft am Zietenplatz in Mitte. Bei insgesamt 100 Events hätte bestimmt sogar der Alte Dessauer schlapp gemacht, dessen Statue im Bild steht. Spiegelnd in den Botschaftsfenstern: die Plattenbauten Wilhelmstraße (Foto: André Franke, 2014)

Das Gebäude der Tschechischen Botschaft am Zietenplatz in Mitte ist ein Beispiel für brutalistische Architektur. Es wird von heute bis zum 28. Juni zum Zentrum des MAKE CITY Festivals, das mit insgesamt 100 Veranstaltungen, darunter Stadtführungen, Studio-Talks, Urban Hubs, Ausstellungen und Symposien ein echt brutales Programm anbietet. So zum Beispiel:

  • Volkspark 2.0 – Neue urbane Landschaften des Gemeinguts (11.6.)
  • Flussbad Talks#1 – How to empower an Idea (12.6.)
  • WBS 70 – Hinter der Platte – Plattenbau neu entdecken (13.6.)

Hochinteressant ist auch der Umstand, dass genau wenn am nächsten Montag, den 15.6. das erste Fachkolloquium bei der Stadtdebatte „Alte Mitte – neue Liebe?“ zur Neugestaltung des Rathausforums stattfindet, GRAFT Architekten eine Diskussion mit dem Titel „Die Chance der leeren Mitte – Bedeutung und Potenzial des Marx-Engels-Forums“ veranstalten. Mmh, wohin gehe ich? GRAFT scheint mir spannender.

Hier der Link zum gesamten Programm des Festivals … und als pdf-Dokument

Die neue Altstadt von Architekt Bernd Albers

Der Professor erläutert den Status Quo der Stadtplanung in der Berliner Altstadt seit der Wende – heute abend …

Stadtkern Berlin 2030: Studie des Architekten Bernd Albers von 2014. Ein Entwurf mit Blockrandbebauung auf dem historischem Stadtgrundriss des alten Berliner Marienviertels (Quelle: Bernd Albers)

Stadtkern Berlin 2030: Studie des Architekten Bernd Albers von 2014. Ein Entwurf mit Blockrandbebauung auf dem historischem Stadtgrundriss des alten Berliner Marienviertels (Quelle: Bernd Albers)

Zwar ist der vielversprechende, mehrteilige Volkshochschulkurs des Bürgerforums Berlin nach Verlegung des Veranstaltungsortes in den Berlin-Saal der ZLB leider wieder in der „Expertengrube“ gelandet, aber der Stoff zur Neuplanung der Altstadt, der an insgesamt noch drei Terminen vermittelt wird, bleibt nicht nur wissenswert, sondern ist wegen der laufenden Stadtdebatte zum Rathausforum echt heiß. Heute stellt der Architekt Bernd Albers Planungen des Berliner Stadtkerns aus der Nachwendezeit vor. Ich bin mal gespannt, wie umfangreich diese Vorstellung wird, angesichts der Vielzahl der bis heute entstandenen (aber unverbindlichen) Entwürfe. Vermutlich wird er sich auf seine eigenen Überlegungen beschränken, so zum Beispiel seine 2014 überarbeiteten städtebaulichen Entwürfe zur Mitte, die schon im Hans-Stimmann-Buch „Berliner Altstadt“ aus dem Jahr 2009 Aufnahme fanden.


Ort: Zentral- und Landesbibliothek (ZLB), Breite Straße 36, Berlin-Saal im 2. OG

Zeit: 18:30 Uhr

Hier zur website von Bernd Albers