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Brandenburger Tor in Berlin. Auch in Paris gab es Schmucktore

Was hat Paris, das Berlin nicht hat? – Und umgedreht

Schöne arte-Doku …

Leider liefert die Stadt Paris in diesen Tagen Geschichten, die der Horror sind. Und den Terror und die Trauer, die sich mit ihnen verbinden, will man nicht nach Deutschland kommen sehen. Nirgendwohin. Doch aus Paris hat mich am Wochenende auch eine andere Geschichte erreicht, eine positivere. Arte zeigte in einer vierteiligen Dokureihe mit dem Titel „Nachbarschaftsgeschichten“, wie sich Architektur und Stadtentwicklung in Paris und Berlin seit 1650 wechselseitig beeinflussten, vor allem wie grundverschieden sie sind. Sonntag schaltete ich ein, als der vierte Teil lief, ließ mich aber (gerne) stören durch Family & Co., was zur Folge hatte, dass ich mir heute, am Montag, den vierten, den dritten, den zweiten und auch den ersten Teil (in dieser Reihenfolge und in einem Zug) ansah. Sehr zu empfehlen ist das.

Brandenburger Tor in Berlin. Auch in Paris gab es Schmucktore

Brandenburger Tor früh morgens. Kein Napoleon, nirgends. Auch die Idee, Stadttore zu Schmucktore auszubauen, kam von Paris nach Berlin, wenn auch nicht durch N. (Foto: André Franke)

Am spannendsten: das 20. Jahrhundert. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Albert Speer schon am Zehlendorfer Dächerkrieg in den 20er Jahren beteiligt war. Oder wie „Germania“ konkret mit dem Holocaust zusammenhängt. Auch nicht, dass Florian Hertweck („Der Berliner Architekturstreit“, in Deutsch verfasst) so super französisch spricht. Und nicht, dass das Hansaviertel mit seinen 53 eingeladenen internationalen Architekten und 36 gebauten Häusern im Gegensatz zur Architektur der Karl-Marx-Allee „swingt“, wie es Gabi Dolff-Bonekämper mit den Fingern schnippsend im Film beschreibt.

Mit Schönheitsfehlern

Ein bisschen kurz kommt aus meiner Sicht die Ära der West-Berliner Stadtplanung „Urbanität durch Dichte“. Nach Hansaviertel und Mauerbau macht die Doku dann gleich bei den Hausbesetzungen in Kreuzberg weiter, ohne die Kahlschlagsanierung oder die Entstehung des Märkischen Viertels und der Gropiusstadt zu thematisieren. Auch durfte – begnädigt von arte – die Ruine des Berliner Schlosses zwei Jahre länger stehen bleiben als üblich: nämlich bis 1952. Das will ich nicht auf die Goldwaage legen, aber wenn dort (unter vielen anderen sehenwerten Modellen) auch ein Modell vom zukünftigen Schloss gezeigt wird, an dem der alte Apothekerflügel hängt, dann könnten arte-Zuschauer in ferner Zukunft vielleicht auf die Idee kommen, diesen einzuklagen, denn geplant ist der bekanntlich doch nicht oder?


Teil 1 „Verfeindete Geschwister“ und Teil 2 „Auf in die Moderne!“ sind in der arte-Mediathek zu sehen bis zum 6. Januar 2016

Teil 3 „Gegenüber“ und Teil 4 „Erschütterung“ bis zum 13. Januar 2016