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Der Saturn-Tower ist der überzeugendere Verbau am Alex

Wer heutzutage mit dem Rad die Alexanderstraße vom Park Inn Hotel kommend Richtung Straußberger Platz rausfährt, dem bläst unter Umständen, sagen wir unter gewissen Wetterlagen, ein kräftiger Wind entgegen, Ostwind. Gleichzeitig erhält der Radler durch die Hinderung im Vorwärtsstreben einen verlängerten Augenblick, zeitlich gemeint, sich das Mosaikfries von Walter Womacka am Haus des Lehrers anzuschauen – zu empfehlen vor allem in den Abendstunden, wenn eine untergehende Sonne Szenen eines untergegangenen Staates beleuchtet. Dieser Augenblick wird bald sehr kurz sein, wenn es den Saturn-Tower gibt, von dem Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hofft, dass er in zehn Jahren stehen wird, wie sie am 11. April in einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte.

Von einem anderen Tower hofft sie das nicht: Das Hochhaus am Alexa würde den Blick aus der Grunerstraße auf das Haus des Lehrers und die Kongresshalle blockieren. Aber wie in der unten stehenden Slideshow erkennbar, stimmt das nicht so ganz. Ein Bau am Eingang zum Kaufhaus Alexa verdeckte gerade einmal die Hälfte der Kongresshalle, und das Haus des Lehrers bliebe komplett frei einsehbar. Allerdings würde man aus dieser Richtung blickend nur eine schmale Seite vom Fries sehen, nicht die breite Hauptseite. Wollte die Senatsbaudirektorin am Alexanderplatz eine Lanze für die Ostmoderne brechen, wie es den Anschein hat, sollte sie das Hochhaus von Hines am Saturn-Sockel verhindern. Der Verlust im Stadtbild wäre hier größer als dort. Man könnte auch sagen, der Verbau wäre überzeugender, berlinerischer.

Auch Hans Stimmann sagte in einem Interview mit der gleichen Zeitung drei Tage zuvor, wenn man den Bebauungsplan ändern wolle, müsse man ihn allerdings jetzt ändern, schon für das Hines-Projekt. Wenn man jetzt diese zwei Dinge zusammennimmt, den Stimmann-Sinn für dringliches Handeln auf der einen Seite und den Mut Lüschers zu einer Neuausrichtung der Vorstellungen von einem zukünftigen Berliner Alexanderplatz auf der anderen Seite, dann wäre die Nullrunde perfekt und nichts wüchse am Ende aus den Sockeln. Aber ist das einen „historischen Moment“ wert, von dem Regula Lüscher sprach? Immerhin gibt es Spiele, bei denen siegt am Schluss, wer keinen Stich macht.

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