Halsbrecherisch: Verspielte Landschaftsarchitektur provoziert Trampelpfade in Park am Gleisdreieck
Darf das denn sein? Dass sich die Leute hier nicht die Füße brechen, grenzt an ein Wunder. Wurzeln ragen aus dem Boden, freigespült vom Regen. Unterirdische Plastikrohre streben gen Tageslicht wie Spargel, lassen das Ganze bizarr aussehen. Als wäre man hier auf der Baustelle! Doch es ist der preisgekrönte Park am Gleisdreieck, zumindest sind dessen Gestalter, die Landschaftsarchitekten von LOIDL mit einem Preis gekrönt worden, letzten Freitag: mit dem Landschaftsarchitekturpreis 2015. Zurecht? Muss man da fragen. Die Planer haben sich da nämlich eine Spielerei erlaubt. Einen Weg geschaffen, den niemand braucht. Er führt aus der verlängerten Lützowstraße in den Park, mündet aber in einen anderen Weg, hat also kein direktes Ziel. Dabei schreit das Wegeziel für die Parkquerer (gemeint ist übrigens der Westpark) ja zum Himmel: Die Menschen wollen zur U-Bahn. Sie wollen zum Bahnhof Gleisdreieck und latschen direkt über die Wiese! Der Großstädter hat keine Zeit für Spielchen. Bitte nachbessern! Am besten nach dem Vorbild Spreebogenpark. Dort nimmt das Grünflächenamt Mitte jetzt die Volksvorschläge (geäußert in Form von Trampelpfaden) auf und macht daraus einen befestigten (Park-)Weg. Herzlichen Glückwunsch an LOIDL, trotzdem! Denn was die Parkarchitekten dort mit Elementen wie der „Gleiswildnis“ und den grauen, großen Wackersteinen (ich denke dabei immer an den bösen Wolf, wenn ich vorbeifahre) erschaffen haben, ist vor der Historie, die der Ort hat, poetisch und macht mich glücklich (siehe auch: „Joseph Roth im Hochgras“, ein Beitrag, den ich für Berlin vis à vis geschrieben habe).