Garden Living: bissig am Domkirchhof
Nahe bei den Toten wohnt bald Garden Living. Ist ja nicht schlimm, auch Brecht schaute aus dem Fenster und sah Gräber …
Ich weiß noch ganz genau, wie ich mit dem Fahrrad über die Brache fuhr und von rechts ein kniehoher Kampfhund angerannt kam, um mich zu beißen. Wenigstens zu verjagen. Ich hatte mich von der Chausseestraße hier her gewagt, angezogen von einem Rest Berliner Mauer und jetzt blieb mir nichts anderes übrig als immer weiter geradeaus zu fahren. Ich hoffte, an der Friedhofsmauer würde ein Weg raus zur Liesenstraße führen. Nur als ich da ankam, war da keiner, und so zog ich einen weiten Bogen auf der Brache und kehrte in die Gegenrichtung zurück. Der Hund biss nicht. Aber im Abstand von etwa einem Meter eskortierte er mich zur Chausseestraße zurück. Sein Frauchen rief ihn die ganze Zeit über vergeblich. Die Brache war sein Revier. Zwei Jahre muss das ungefähr her sein.
Jetzt wurde hier Richtfest gefeiert. Das Projekt Garden Living entsteht hier, nach Entwürfen des Architekten Eike Becker. 16 Stadthäuser mit 161 Miet- und 200 Eigentumswohnungen werden zwischen der Total-Tankstelle und dem Domkirchhof gebaut, ein Areal von insgesamt 12.000 Quadratmetern. Spannend daran: der verzweigte, begrünte Blockinnenbereich, der chaotisch bis zufällig wirkt, sich öffnend zur Friedhofsmauer, über die hinweg manche der zukünftigen Garden-Bewohner auf das alte Kuppelkreuz des Berliner Doms herabsehen werden können, das dort auf dem Rasen steht. Ende des Jahres wird der erste Bauabschnitt fertig. Und 2016 die ganze Wohnanlage.