Mauerpark kann scheitern

— Bericht —

Die Planungen für den Mauerpark gehen in eine neue Runde. Der Bezirk Mitte hat das Bebauungsplanverfahren eröffnet. Grundlage ist der Kompromissentwurf aus dem Winter, der eine Bebauung des zukünftigen Parks nach Protesten nur noch im Norden des Gleimtunnels und im Süden an der Bernauer Strasse vorsieht.

Mitte-Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) hatte am Dienstag im Brunnenviertel zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. “Ich finde es eigentlich ganz schön hier”, sagte er und kündigte eine ganze Reihe von Bürgertreffen an. Die Auftaktveranstaltung für die Öffentlichkeitsbeteiligung soll noch vor dem 7. Juli stattfinden.

Ein B-Planverfahren sei ein sehr langer und schwieriger Prozess, sagte Berlin-Vivico-Chef Henrik Thomson. Wir seien noch nicht an der Machbarkeit angelangt. “Es kann scheitern”, warnte er.

Zum Beispiel an der Frage, wie das Wohngebiet im Norden erschlossen werden soll. Gothe will dazu ein Verkehrsgutachten erstellen lassen. Der Denkmalwert des Gleimtunnels sei aber unbestritten, betonte er.

Keine Bebauung an der Bernauer Strasse und dafür “ein schönes, offenes Entrée in den Mauerpark” fordert der Bürgerverein Gleimviertel. In dem geplanten “Sondergebiet” kann nach Gothes Vorstellung “alles Denkbare, außer Wohnen” entstehen. Sechs- bis siebengeschossige Häuser für Hotels oder die Kreativwirtschaft sollen hier gebaut werden können. Genaueres soll ein städtebauliches Gutachterverfahren klären.

Das Recht, an der Bernauer Strasse zu bauen, wird sich die Vivico nicht ohne weiteres nehmen lassen, schließlich ist der Plan schon ein Kompromiss. “Der Bezirk hat sich bewegt, und wir haben uns bewegt”, sagte Thomson. Der Park wächst um 5,8 Hektar, die Vivico bekommt die gewünschte “Gegenleistung in Form von Bauflächen”, wie es Thomson nennt.

Gothe wünscht sich für das anstehende Beteiligungsverfahren eine konsktruktive Atmosphäre. Mit ihr steht und fällt der Bebauungsplan. Mit zwei Gutachten, zwei beteiligten Bezirken und dem Hype um Flohmarkt und Mauersegler wird der Plan bis Ende des Jahres wohl nicht festgesetzt und der Park damit nicht auf die kritische Größe von 10 Hektar erweitert sein.

Dann könnten die Millionen fließen, um die es eigentlich geht. Die Allianz Umweltstiftung könnte vom Land Berlin Fördermittel in Höhe von 2,3 Millionen Euro zurückfordern, mit denen sie die Errichtung des Mauerparks in den 1990er Jahren finanzierte. Das möchte Gothe nicht verantworten müssen.

Die Vivico dagegen könnte jeder Zeit von dem rasenden Zug abspringen, sollte es ihr zu ungemütlich werden, und ihre Gewerbeflächen gewinnbringend weiterverpachten und warten bis die sich derzeit in Gründung befindliche Stiftung Weltbürgerpark ihr das Gelände mit noch zu sammelnden Geldern abkauft. Laut Stiftung bemisst sich der Verkehrswert der Flächen auf etwa neun Millionen Euro. Aber auch die Stiftung hat – im Unterschied zu Gothe – Zeit.

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