Eine Mitte der Bürgerschaft (14/22)
In dieser 22-teiligen Serie beschreibt Florian Mausbach seine persönlichen Vorstellungen für eine Umgestaltung des Rathausforums in Mitte. Die Texte gehen aus einem Vortrag hervor, den der Autor im September 2012 auf einer Veranstaltung zum Thema gehalten hat.
Wie aber ist die Leere vor dem Rathaus zu gestalten? Was ist das Spielfeld? Welche Aufgaben soll dieser bedeutende zentrale Raum in der Stadt künftig erfüllen? Kann hier im mittelalterlichen Maßstab die Altstadt wiederauferstehen? Schon das Rote Rathaus wuchs über die mittelalterliche Stadt hinaus. Und erst recht haben der Fernsehturm und die bis zu zwölf Geschosse aufragenden Gebäudescheiben entlang der Karl-Liebknechtstraße und der Rathausstraße das gesamte Areal in einen neuen rechteckigen Raum großstädtischer Dimension verwandelt. Dieser Großraum wird künftig dominiert vom Fernsehturm im Osten als Symbol modernen technischen Fortschrittsglaubens und dem wiedererrichteten Barockschloss im Westen als Ausdruck historisch-weltlicher Hochkultur. In diesem Spannungsfeld stehen sich in einem großen Freiraum Marienkirche und Rathaus gegenüber, St. Marien als Bürgerkirche des Mittelalters, das Rote Rathaus als Wahrzeichen des Großstadtbürgertums der Neuzeit. Diese baulich unverrückbaren Spielfiguren sind die Eckpfeiler jeder Neugestaltung. Zwischen ihnen liegt ein weiträumiger Spielplatz mit Denkmälern und Brunnen – beweglichen Riesenspielzeugen. Eine Neugestaltung muss in der historischen Rückschau die ganze, auch die jüngere Geschichte im Blick haben und eine weiterreichende in die Zukunft gerichtete städtebauliche wie politische Perspektive entwickeln.
Morgen: Teil 15 „Selbstverwaltung und Bürgernähe“