Die galaktische Mitte
Für die Architektin Petra Kahlfeldt muss ein Stadtkern die Kraft haben, den Rest der Stadt zusammenzuhalten. Das klingt physikalisch. Dass ein Freiraum wie das Rathausforum in Mitte das könnte, glaubt sie nicht. Und da wird es galaktisch, denn sie möchte aus einem schwarzen Loch eine Sonne machen, den Ort downgraden. Dort müsse gebaut werden, sagt sie auf einer CDU-Veranstaltung am Dienstag, und zwar für alle Berliner. Sie möchte Bauten mit Bauten zusammenhalten, die Bezirke Berlins mit einer Mitte-Architektur anführen, die sich gewaschen hat. Das kann man Herausforderung nennen. Aber funktioniert das?
Nicht in der Milchstraße. Milliarden Sonnen werden hier nicht durch eine Riesensonne zusammengehalten, sondern durch etwas, das anders ist als alles andere: dunkel und negativ. Das schwarze Loch im Zentrum der Galaxis hält den Laden zusammen, weil es die strahlenden Massen aufwiegt, ohne selbst Licht auszustrahlen. Kann Architektur sowas leisten?
Nein, kann sie nicht. Das städtebauliche Negativ, das wir an dieser Stelle brauchen, mit positiver Wirkung auf das Umfeld, das ja immer mehr verdichtet wird, ist ein Freiraum. Das neue Schloss, die Kronprinzengärten, die Stadthäuser am Schinkelplatz, die Türme vom Alex, die Blöcke am Molkenmarkt, der Litfassplatz am Hackeschen Markt, das Redevco-Haus an der Rathausstraße – das ist die neue Masse, die die Mitte der Mitte, das Rathausforum, zusammenhalten muss. Astronomisch funktioniert das nur über einen Kontrast. Kann für Berlin verkehrt sein, was in der Milchstraße geht?
Akzeptieren wir das grüne Loch! Wer hier baut, dessen Architekturen wird es verschlingen. Der Hunger dieser Mitte ist unerbittlich, wie die Historie zeigt, und die Sättigungszeiten sind kurz. Schon sperrt sie wieder das Maul auf. Und die Berliner werfen ihr das nächstbeste Stücken Brot in den Rachen. Mahlzeit.
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