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Knüppel aus dem Sack! – über Geländerarchitektur, die die Tram verschreckt

Bei seinem kürzlichen Kritiker-Ritt über die Rathausbrücke für die Berliner Zeitung spricht er von Ästen und Wurzeln und zitiert sogar die “germanische Waldeslust” aus der völkischen Architekturtheorie. Nikolaus Bernau mag diese Brücke nicht. Ich mag sie auch nicht. Aber der Versuch, die Waldeskunst des Schweizer Künstlers Erik Steinbrecher zu “entziffern”, wie er selber schreibt, scheitert. Der Kritiker “liest” die ast- und wurzelhaft gestalteten Geländerstangen der Brücke, aber er nennt das Kind beim Namen nicht. Sie sollen an einen alten Berliner Knüppeldamm erinnern. Vor Jahrhunderten war es hier sumpfig.

“Mitten auf der langen Brücke nun, wo die Sümpfe waren und Weideplätze fürs Vieh, und unten trieben die Färber ihr Wesen, da stand das gemeinschaftliche Rathaus”,

schreibt Willibald Alexis in seinem historischen Roman “Der Roland von Berlin” aus dem Jahr 1840 über diesen Ort. Aber den Knüppel ließ Bernau nicht aus dem Sack. Stattdessen versteht er auch das nächste, worüber er sich aufregt, nicht. Er will über den Knüppeldamm die Tram fahren sehen und bedauert das “Nein” der Senatsverwaltung dazu. Die Rathausbrücke ist für eine Straßenbahn nicht gemacht, weil – und das schreibt oder weiß er nicht – die geplante Ost-West-Linie vom Alex bis zum Kulturforum über die benachbarte Mühlendammbrücke führen soll. Das macht das Nein verständlich. Bitte nicht weiterreiten. Unverständlich bleibt dagegen, warum die Eisenknüppel an der Rathausbrücke eine grau-silbrige Farbe bekamen und keine hölzern-braune. Aber wer schon mal, vielleicht an der Spree entlang, unter einem Lebensbaum städtischer Fischreiher spazieren war, der weiß, dass man notfalls auch das mit Lokalbezügen begründen kann.