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Stadtforscherin misstraut Humboldtforum-Rhetorik vom “Dialog der Welten”

Ausstellungsstücke in der Humboldt-Box, 2014

Das Humboldtforum ist ein exotisches Konzept. Nicht nur, wegen des Ethnologischen Museums aus Dahlem, das mit seinem Einzug Ozeanien vom Stadtrand an den Schlossplatz katapultiert. Es ist eben auch (positiv ausgedrückt) vielseitig oder (negativ) zersplittert, weil auch die Humboldt-Uni mit ihren Wissenschaftssammlungen und die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) mit einem repräsentativen Schaufenster einziehen sollen. Sogar kommt als vierte “tragende Säule” das Forum dazu, der Kulturdebattenort. Aber wie sensibel ist diese Exotik des Konzepts gegenüber der Kolonisationsgeschichte der Deutschen? Die asiatisch-deutsche Stadtforscherin Noa Ha vom Center für Metropolitan Studies (CMS) glaubt nicht daran, dass das Humboldtforum einen überzeugenden Beitrag für die urbane Dekolonisierung in Berlin leisten kann und schreibt in einem Beitrag für die Zeitschrift sub\urban in einem Unterkapitel über die Rolle des Humboldtforums als sogenannte (eher negativ konnotierte) “Contact Zone”:

Stadtforscherin Noa Ha, kritisiert den mangelnden Dekolonisierungseffekt des Humboldforums

“Nicht nur können die ethnologischen Sammlungen bzw. deren Ausstellungsorte zu ,Contact Zones‘ werden, in denen enteignetes Wissen über ,Andere‘ katalogisiert und dargestellt wird, sondern, wie das Beispiel des Humboldt-Forums zeigt, sind diese Sammlungen ferner in stadtpolitische Debatten eingebunden, die die europäische Stadt als ,Contact Zone‘ reproduzieren. Diese Funktion als ,Contact Zone‘ wird auch mit einem Umzug der Ethnologischen Sammlung von der Berliner Peripherie nach Berlin-Mitte aufrechterhalten werden, weil die grundsätzliche Gegenüberstellung von Europa als einem Ort der Hochkultur und dem Rest der Welt nicht aufgehoben, sondern nur von einer unglaubwürdigen Rhetorik („Dialog der Welten“) abgelöst wird, die die unüberwindbare Kluft der ,Contact Zone‘ kaum überbrücken kann – während wichtige Fragen nach Provenienz und Restitution in den westlichen Gesellschaften kaum gestellt, geschweige denn beantwortet werden.”