Dumm gelaufen! Wo Stadtplanung in Berlin Wünsche offen lässt

Berlin könnte besser sein – in seinem Stadtbild, seiner Funktionalität und seiner Erlebnisqualität. Berlin hat ungenutzte und verbaute Potenziale. Oft steh ich da und denke „Oh wie schade!“ Und wahrscheinlich geht es anderen auch so. Bald gibt es eine Video-Serie zu dem Thema. Ein paar Beispiele zeigen, wie umfangreich der Stoff ist:

Drinnen lichtet es sich etwas. Aber filigran ist anders.

Drinnen lichtet es sich etwas. Aber filigran ist anders.

1. Mall of Berlin

Hier haben uns die Architektur-Renderings den blauen Himmel auf Erden versprochen. Transparent und filigran sollte das Glasgewölbedach, unter das man auf die Bundesratsfassade sieht, werden. Hat denn niemand an die Träger gedacht, die es halten? Sie verdecken die Glasfläche heute aus der Perspektive. Das Ergebnis ist: dunkel. Als hätte man dem Hof eine Tonne Pech aufgesetzt. Dumm gelaufen … Futurberlin.de

2. Europacity

Hier werden Berlin 3.000 Wohnungen versprochen, in hochzentraler Lage der Innenstadt. Wieviel davon werden im Sozialen Wohnungsbau gebaut, für 6,50 Euro pro Quadratmeter? – Ganze 42. Die Planungen an der Heidestraße waren schon zu weit fortgeschritten, als das Thema Wohnungsnot auf die Agenda der Politiker gerückt war. Dumm gelaufen …

3. Monarch-Tower

Hier bauen die Russen das erste 150-Meter-Hochhaus am Alexanderplatz. Der Architekturkritiker Bruno Flierl hat mit Perspektivstudien immer wieder darauf hingewiesen, dass ein Tower am Alexa-Standort diesen Preis kostet: die „visuelle Entsorgung“ des Fernsehturms aus Sicht der Karl-Marx-Allee (er steht genauer zwischen den Türmen des Frankfurter Tors). Dumm gelaufen …

4. Luisenblock-Ost

Hier wird das „Band des Bundes“ verlängert und zum Abschluss gebracht mit einer Ovalform, die auf den Schiffbauerdamm trifft. Der soll obendrein ans Spreeufer verlegt werden. Es enstehen auch neue Blöcke an einer abzweigenden Straße, also ein komplett neues Stadtquartier. Nur: Verdi, Besitzer eines abzureißendes Altbaus, verkauft sein Grundstück nicht. So muss der Bund umplanen. Dumm gelaufen …

5. Townhouses Friedrichswerder

Die große Alternative zum Eigenheimbau auf der grünen Wiese sollten die bunten Townhouses sein. Der „Urbanit“, Bekenner zur Großstadt, sollte das städtische Leben in die monumentale Mitte zurückbringen. Eingehandelt hat man sich aber Urba(N)ieten. Ein Townhouse-Eigner klagt gegen die Caféhausnutzung, weil er sich in seiner Gartenruhe im Innenhof gestört fühlt. Dumm gelaufen …

6. Mauerpark

Hier, wo die Mauer stand, sollte ein großer Park Ost- mit Westberlin wieder verbinden. Doch die Hälfte des geplanten Mauerparks wurde über die Zeit privatisiert. So musste Berlin neben der Parkplanung auch Bauinteressen verhandeln. So wird der große Mauerpark (er wird jetzt erweitert) am Ende nur die halbe Wahrheit sein. Im Norden ensteht ein Stadtquartier mit etwa 700 Wohnungen. Dumm gelaufen …

7. Schinkelplatz-Bebauung

Hier entstehen neue Stadthäuser rund um den Schinkelplatz. Zwanghaft hält man sich an die Vorkriegsstrukturen, statt eine Nachkriegsqualität zu gestalten: den Blick vom Berliner Schloss auf Schinkels Friedrichswerdersche Backsteinkirche. Es hätte gereicht, eine Gasse auszusparen. Macht man auch, aber an der falschen Stelle. Zu sehr klebt man am Planwerk Innenstadt. Dumm gelaufen …

8. Mauergedenkstätte

Hier kann man auf 1,4 Kilometern der Mauergeschichte nachgehen. An der Ruppiner Straße aber steht ein Gartenzaun. Dahinter, auf dem „Postenweg“: eine Tischtennisplatte, Dreiränder und Kinderspielzeuge. Zu attraktiv war der Verkauf der Mauergrundstücke nach 1990. Jetzt bekommt Berlin das „Grenzland“ nicht zurück, und alle müssen einen Umweg gehen. Dumm gelaufen …

Diese Liste ist zu erweitern … Wo trefft Ihr auf das unvollständige Berlin? 

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