Mehr Himmel über Berlin! Oder wir sagen´s mit Ronald Reagan

Blick aus Norden: Schwarzes Tonnengewölbe hält die Besucher von starken Regenfällen ab, auch von Tennisball-großen Hagelkörnern. Glas und Himmelblick sind von hier aus nicht zu haben.

Blick aus Norden: Schwarzes Tonnengewölbe hält die Besucher von starken Regenfällen ab, auch von Tennisball-großen Hagelkörnern. Glas und Himmelblick sind von hier aus nicht zu haben.

Drinnen lichtet es sich etwas. Aber filigran ist anders.

Drinnen lichtet es sich etwas. Aber filigran ist anders.

Perfekt nur in der Vision: Zarte Pinselstriche durch den Berliner Himmel gemalt, so wirkt diese Visualisierung der Piazza. (Bild: nps tchoban Architekten)

Perfekt nur in der Vision: Zarte Pinselstriche durch den Berliner Himmel gemalt, so wirkt diese Visualisierung der Piazza. (Bild: nps tchoban Architekten)

Als Robert Ide vor kurzem im Tagesspiegel-Salon von den sarkastischen Stimmen sprach, welche für den Ende September eröffneten Riesenbau „Leipziger Platz Quartier Nr. 12“ mit keinen geringeren als mit Reagan-Worten („tear town this mall!“) schon den Abriss fordern, da dachte ich unter anderem: So schlimm ist die Sache nun auch wieder nicht. Gerade der glasüberdachten Piazza konnte ich einiges abgewinnen, die dem Besucher den historisch so nie dagewesenen Durchblick und Durchgang zum Bundesrat anbietet. Sie ist ein zentrales Element des Projekts und soll an den Lichthof des einstigen Wertheim-Kaufhauses erinnern. Doch jetzt bin auch ich enttäuscht. Denn versprochen hat man uns für diese Piazza im wahrsten Sinne des Wortes „das Blaue vom Himmel“, einen Sonnenlicht-durchfluteten, filigranen Raum. Bekommen haben wir (an dieser Stelle: trotzdem Danke, wir haben´s ja nicht bezahlt!) eine doch schon ziemlich wuchtige Dachkonstruktion, deren Querstreben aus nördlicher Perspektive das Glasdach auf voller Fläche verdecken. Und damit auch den Berliner Himmel, ob er blau ist oder nicht. Das ist schade und ein interessantes Beispiel für die grundsätzliche Schwierigkeit der Baukunst, eine Fiktion zu idealerweise 100 Prozent vom Bild in die Wirklichkeit zu bringen. Mal sehen, wie Frank Gehry dieses Problem löst, wenn er den Tower am Alexanderplatz baut. Der könnte am Ende nämlich auch ziemlich schrottig ausfallen.

Hier ein kritischer Artikel des Stadtplaners Johannes Novy zum Mall-Projekt im Zusammenhang mit Architektur, Urbanität und Konsum

„Urbane Mitte“ – Investor ruft Laien zur Mitgestaltung im Gleisdreieckspark auf

Park am Gleisdreieck: West- und Ostpark nur durch ein Nadelöhr verbunden, das sogar eine Fahrradstraße ist. Etwa dort wird demnächst gebaut. (Bild: GrünBerlin)

Park am Gleisdreieck: West- und Ostpark nur durch ein Nadelöhr verbunden, das sogar eine Fahrradstraße ist. Etwa dort wird demnächst gebaut. (Bild: GrünBerlin)

Im neuen Park am Gleisdreieck wird wieder geplant. So ganz ist er nämlich noch nicht fertiggebaut. Da gibt es eine vier Hektar große Brachfläche direkt am Hochbahnhof, für die die Eigentümer laut „Morgenpost“ noch keine klaren Vorstellungen haben. Die Beratungsgesellschaft Dr. Markus Vogel GmbH und Copro Projektentwicklung wollen deshalb ein Werkstattverfahren mit interessierten Laien durchführen. In drei Bürgerdialogen können diese sich mit eigenen Vorschlägen für eine zukünftige Nutzung einbringen. Der erste Dialog findet am 25. November statt. Daneben gibt es auch Fachkolloquien mit Experten. Für die „Urbane Mitte“, wie das Bauprojekt heißt, ist nur soviel klar: Es wird keinen Wohnungsbau geben, sondern in Richtung gewerblich-kulturelle Nutzung gehen. Auf das Werkstattverfahren folgt im Sommer 2015 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb und im Dezember gleichen Jahres die Aufstellung des Bebauungsplans.

Mehr Infos auch auf gleisdreieck-blog.de

„Die Pistole auf die Brust gesetzt“ – A100 bricht sich Bahn in Treptower Beermannstraße

16. Bauabschnitt der A100, Grafik: Flyer SenStadtUm

16. Bauabschnitt der A100, Grafik: Flyer SenStadtUm

Für die Mieter der zwei vor dem Abriss stehenden Altbauten in der nahe des S-Bahnhofs Treptow gelegenen Beermannstraße wird es in diesen Tagen ernst. Ihnen wurde wegen des unmittelbar bevorstehenden Weiterbaus der A100 von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm) gekündigt. Die Abendschau hat einen der zwölf noch verbliebenen Mieter interviewt, dem SenStadtUm zuvor Ersatzwohnungen mit (im Vergleich zur Bestandsmiete) 60 bis 120 Prozent höher liegenden Mietpreisen angeboten hatte. Doch Benjamin S. schlug die Angebote aus. Er sieht sich, wie es im Beitrag heißt, mit einer „vorzeitigen Besitzeinweisung“ konfrontiert und wird per Email aufgefordert, die Wohnung bis zum 31.10.2014 zu übergeben. „Man hat uns sozusagen die Pistole auf die Brust gesetzt“, sagt er. Auch die benachbarten Kleingärtner sollen für den 473 Millionen Euro teuren 16. Bauabschnitt der Stadtautobahn zum 15. November die Schlüssel übergeben. 2022 soll sie auf dann neugebauten 3,2 Kilometern Länge vom Autobahndreieck Neukölln zum Treptower Park führen. Tobias Trommer vom „Aktionsbündnis A100 stoppen“ kritisiert die Verwaltung für den Umgang mit den Mietern und ist sprachlos.