Schwarz gewinnt – in der Linienstraße und aus architektonischen Gründen

Die Farbe des Hauses ist so dunkel wie die Tasten des Cembalos, das drinnen im dritten Stock steht. Der Tagesspiegel nennt es „das große Schwarze“, der Berliner Kurier die „Beton-Bausünde der Linienstraße“. Ersterer stellt das Gemeinschaftsprojekt des Architekten Roger Bundschuh und der Künstlerin Cosima von Bonin zur Abstimmung für den Architekturpreis Berlin. Unter insgesamt 160 Bauten läuft es unter Nummer 145 und wartet auf Stimmen. Meine hat es bekommen, was nicht heißen soll, dass ich in diesen Tagen Schwarz wähle. Heute noch kann man für den Publikumspreis abstimmen, und hiermit bewerbe ich meinen Favorit. Es gibt in Berlin übrigens Bauten der gleichen Farbe, über die man nicht so glücklich ist; ein Beispiel ist der Neubau am Garbátyplatz in Pankow. Wie Sebastian Leber im Artikel des Tagesspiegel schreibt, gehört der Kielflügel, wie man zum Cembalo auch sagt (es ist kein Klavier, wie er schreibt), zur 200 Quadratmeter großen Wohnung des Unternehmers Ralph Anderl. Sie sei so groß und lang, dass er darin sogar Fahrrad fahre. Das macht Sinn, immerhin steht das „L40“, wie der Bau heißt, in einer ausgewiesenen Fahrradstraße. Morgen schon wird der Architekturpreis vergeben (siehe Eventkalender).

FDP erreicht 39 Prozent – im Branchenparlament ticken die Urnen anders

„Die Uhren ticken in Bayern anders“, betont FDP-Chef Philipp Rösler vor seinen Parteikollegen, nachdem am Wahlabend klar wird, dass seine Partei die 5-Prozent-Hürde in den bayerischen Landtag nicht genommen hat. Und in der Tat sehen die Ergebnisse anderswo besser aus. Mit 18 Prozent Stimmenanteil ist die FDP zweitstärkste Kraft hinter den Unionsparteien – in einer Online-Umfrage der Immobilienzeitung und der Immo Media Consult. 523 Immobilienprofis hätten an der Befragung im August teilgenommen, schreibt die Immobilienzeitung. Unter den Maklern stimmten sogar 22,5 Prozent für die FDP; unter den Juristen sagenhafte 39 Prozent. Dennoch sind auch in der Immobilienbranche die Liberalen auf Talfahrt. 2009 waren sie mit 42 Prozent immerhin stärkste Partei im „Branchenparlament“. Und was sagt das Branchenparlament zur Einführung einer Mietpreisbremse? – 71 Prozent der Befragten lehnen sie ab.

 

Senator Müller unterschreibt Absicht zur Feldrandbebauung in Tempelhof

Die Pläne zur Randbebauung des Tempelhofer Feldes werden konkreter. Am Donnerstag hat Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) eine Absichtserklärung mit drei Bauherren unterschrieben, die eine Zusammenarbeit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit der Degewo AG, der Stadt und Land GmbH und der Ideal eG bekräftigt und zum Ziel hat, am Tempelhofer Damm insgesamt 1.700 Wohnungen zu bauen. Neben diesem „Letter of Intent“, wie die in deutscher Sprache verfasste Erklärung offiziell heißt, teilt die Senatsverwaltung mit, dass der Senator jetzt auch die Aufstellungsbeschlüsse der Bebauungspläne (B-Pläne) für die insgesamt vier Quartiere unterschrieben hätte. Damit beginnen auf dem Tempelhofer Feld die B-Planverfahren, in deren Prozedere auch die Öffentlichkeit beteiligt werden muss. 2016 sollen sie abgeschlossen sein. Noch im September werden die B-Plan-Entwürfe am Tempelhofer Damm und am Südring in der „frühzeitigen“ Bürgerbeteiligung vorgestellt, so heißt der erste Schritt zur Öffentlichkeitsbeteiligung. Währenddessen hat am Wochenende die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren 100 % Tempelhofer Feld begonnen, das eine Randbebauung verhindern soll.

 

Bitteschön: Blumen, ein Buch und Barockfassaden

Es war eine „sie“, die gestern zur richtigen Zeit durch die Türe trat. Janine Graf, 28, war die fünfhunderttausendste Besucherin der Humboldt-Box und der Ehrengast der Schlossbauer für einen ganzen Tag. Die Dame wurde mit Blumen beschenkt. Außerdem bekam sie ein Buch übers Humboldtforum und obendrein eine Nachbildung eines Schmuckelementes aus der zukünftigen Fassade des Schlosses, teilt die Stiftung mit.

 

Coca-Cola-Box feiert halbe Million Besucher – vorausgesetzt sie strömen auch heute ins Haus

Die Humboldt-Box am Schlossplatz erwartet heute ihren fünfhunderttausendsten Besucher, teilt die Schlossstiftung mit. Wer sie besucht, könnte potenziell ab 10 Uhr vormittags, wenn das Haus öffnet, die Hände schütteln von: Wilhelm von Boddien, Hermann Parzinger, Manfred Rettig, Rainer Bomba und Gerd Henrich. Das sind (in gleicher Reihenfolge) der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss e.V., der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Vorstand der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, der Staatssekretär des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, und der Geschäftsführer der Megaposter AG als Betreiber der Humboldt-Box. Gleichzeitig müssen Interessierte nicht mehr leibhaftig an die Baustelle gehen, um zu verfolgen wie das Schloss aus dem Boden wächst. Die Stiftung hat eine neue Webcam installiert, die Bilder in „fullHD“ und aus drei Perspektiven liefert. Sie werden alle 15 Minuten aktualisiert. Auch Zeitrafferfilme sollen auf der website der Stiftung abrufbar sein. Überraschend ist in der Mitteilung allerdings nur noch die Rede von dem „größten Kulturbauvorhaben in der Mitte der deutschen Hauptstadt“, während das Projekt früher als „größtes Kulturbauvorhaben Deutschlands“ bezeichnet wurde. Die Aussicht der Fertigstellung macht offenbar bescheiden. Zur Zeit betonieren die Bauarbeiter die Kellerdecke.

Über dem Tempel schwebt das Damkoklesschwert und droht das Heilige zu zerteilen

Das „Kulturensemble RAW“ lädt heute auf das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks in Friedrichshain zu mehreren Veranstaltungen, unter anderem zwei Podiumsdiskussionen zur Zukunft des „RAW-Tempels“ ein: ab 15 Uhr 30 in der Theaterlounge des Stoff- und Gerätelagers unter dem Titel „Beteiligungsmöglichkeiten in der Stadtentwicklung – wo soll es hingehen?“ und ab 18 Uhr im Cassiopeia unter dem Titel „Verstetigung von Pionierprojekten“ mit Katrin Lompscher, Sprecherin der Linken für Stadtentwicklung im Abgeordnetenhaus. Das Kulturensemble RAW ist eine im Januar 2013 gegründete Initiative, die sich für eine bestandsorientierte Weiterentwicklung des Geländes mit seiner soziokulturellen Nutzung und gegen seine geplante Teilung und den Wohnungsbau der Eigentümer im östlichen Bereich einsetzt. Die Initiative will die Zukunft des Ortes mitgestalten und den Bezirk dazu bewegen, sich für den gewachsenen Kulturstandort gegenüber den Eigentümern stark zu machen. Sie stellt gerade einen „Einwohnerantrag“, den man auf der Internetseite der Initiative unterschreiben kann und führt dort eine Umfrage durch. Die anklickbaren „Luxuswohnungen“ schneiden gegenüber den favorisierten „Grünanlagen“, „Kulturvereinen“ und „Ateliers“ erwartungsgemäß schlecht ab. Die heutige Veranstaltung findet im Rahmen des Tags des offenen Denkmals und der Experimentdays 2013 statt.