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Neptunbrunnen

Reisekostenerstattung für Neptun abgelehnt – vorerst

Neptunbrunnen

Neptunbrunnen vor Marienkirche (Foto: André Franke)

Nachdem der Bund sich am Freitag so generös gezeigt hat, dem Neptunbrunnen mit 10 Millionen Euro die Heimreise vors Schloss zu bezahlen, lehnt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) eine Entscheidung über den Standort des Brunnens ab. Er will erst die Stadtdebatte zum Rathausforum „Alte Mitte – neue Liebe?“ zu Ende gehen sehen, was am 28. November, 14 – 19 Uhr, im Haus Ungarn in der Karl-Liebknecht-Straße 9 der Fall sein wird. Bis dahin stünde eine Versetzung des Neptunbrunnens „nicht zur Diskussion“. Auch Katrin Lompscher (Die Linke) findet das Timing dieser Finanzzusage unpassend und rät dem Senat, „den Bürgerwillen ernst zu nehmen und sich hier nicht erpressen zu lassen“. Unterdessen erreicht mich eine Mitteilung von SenStadt, dass das Abgeordnetenhaus im Frühjahr 2016 über das Rathausforum entscheiden wird – „einschließlich der Standortfrage für den Neptunbrunnen“. Also abwarten.

Neptunbrunnen auf dem Schlossplatz statt auf dem Rathausforum

Rathausforum: Brunnen adé

Warum die Rückkehr des Neptunbrunnens vom Rathausforum auf den Schlossplatz Sinn macht …

Neptunbrunnen auf dem Schlossplatz statt auf dem Rathausforum

Der zukünftige Schlossplatz mit Blick von der Rathausbrücke: mit Visualisierung des zurückgeholten Neptunbrunnens / Schlossbrunnens (Quelle: Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum)

Jetzt, wo die Berliner Luft wieder erträglich ist, will ich bei lauen 25 Grad Celsius mitteilen, was die Hitze mich lehrte: dass es doch vielleicht ein guter Zug wäre, der Wegzug, Rückzug des Neptunbrunnens vom Rathausforum hin zum Schlossplatz, von woher er nach dem Krieg kam. Denn als ich bei 39 Grad Celsius vor Ort war, und die Wasserkaskaden am Fernsehturm sprudelten, und die Leute in sie hineinstiegen, durch die Becken wateten, verstand ich das doppelte Nass nicht. Zumal die Wasserkaskaden echt groß sind. Halb Berlin passt da rein. Warum also brauchen wir zwei Brunnenanlagen an einem Ort? Rein funktional betrachtet, macht das keinen Sinn. Und wenn ich mich entscheiden müsste zwischen beiden, dann blieben auf jeden Fall die Wasserkaskaden. Sie sind doch der größere Wurf für das Rathausforum als Freiraum.

Akustische Attraktivitätsefffekte

Realität Frühling 2015: Baustelle, Busverkehr, Stop and Go (Foto: André Franke)

Realität Frühling 2015: Baustelle, Busverkehr, Stop and Go (Foto: André Franke)

Wenn das Rathausforum also ein Mal Wasser zu viel hat, warum kann es es dann nicht brüderlich abgeben an einen Ort, der alles nimmt, was er kriegen kann. Der Schlossplatz vor den Schlossportalen I und II kriegt nach den aktuellen Freiraumplänen keine Bäume, keine Grünflächen. Nur Parkplätze. Und ratternde, blökernde, weil an der Ampel stehende Reise- und Sightseeing-Busse (in der Visualisierung oben übrigens nicht zu sehen, weder eine Ampel, noch Busse). Allein akustisch brächte ein Brunnen hier direkte Attraktivitätseffekte. Wer zukünftig aus der Passage des Schlosses kommt, träfe auf dem Schlossplatz auf das Geräusch sprudelnden Wassers, statt auf den Lärm röhrender Motoren. Manfred Rettig hatte auf der Stadtkern-Veranstaltung im April auch auf den visuellen Effekt hingewiesen. Der rückgekehrte Neptunbrunnen bildete das Pendant zum Brunnen auf dem Lustgarten am andern Ende der Schlosspassage. Ganz nach der Idee von Schlossarchitekt Franco Stella. Brunnen, Passage, Brunnen – das ist eine plausible Sequenz, finde ich. Noch dazu eine, die die Breite Straße stärkt, in dem sie sie verlängert bis in den Lustgarten hinein.

Neptunbrunnen und Marienkirche auf dem Rathausforum 2015: Siamesische Zwillinge, die nicht getrennt werden sollten, finde ich (Foto: André Franke)

Neptunbrunnen und Marienkirche auf dem Rathausforum 2015: Siamesische Zwillinge, die nicht getrennt werden sollten, finde ich (Foto: André Franke)

Aus rein funktionaler Sicht kann Neptun also von mir aus zurück. Hinsichtlich des Stadtbildes, das er zusammen mit der Marienkirche und dem Roten Rathaus produziert, bin ich allerdings anderer Meinung. Warum bauen wir eigentlich nicht einfach einen zweiten Schlossbrunnen? Ein zweites Liebknecht-Portal bauen wir ja auch.

Steinwüste Schlossplatz: Kein Grashalm, nirgends

Schlossplatz, März 2015: Passanten passieren die zukünftige Schlosspassage ohne sie wahrzunehmen. Muss ja auch noch nicht sein. (Foto: André Franke)

Schlossplatz, März 2015: Passanten passieren die zukünftige Schlosspassage ohne sie wahrzunehmen. Muss ja auch noch nicht sein. (Foto: André Franke)

Noch gehen sie vorbei, überqueren die Breite Straße und würdigen Schlossplatz und Schlossportal mit keinerlei Blicken. Was, wenn der verschleppte Schlossbrunnen dort wieder stünde, der Neptunbrunnen? Die Diskussion um seine Rückkehr ist ein zentraler Aspekt bei der Freiraumgestaltung rund ums Schloss. Ein weiterer ist die irrwitzige Verkehrsführung: Weder Radfahrer fahren die rechtwinklige Kurve auf vorgeschriebener Bahn, noch die Busse und Pkw (weil sie gar nicht können). Überhaupt fehlt und wird fehlen: Grün. Der Entwurf von bbz Landschaftsarchitekten, die 2013 den Wettbewerb für das Schlossumfeld gewannen, gönnt dem Schlossplatz vor den Portalen I und II keinen einzigen Baum. Ja, nicht einmal einen Grashalm. Am Mittwoch Abend (nicht Dienstag!) geht es beim 11. Forum der Schlossstiftung um das Thema „Städtebau, Platzgestaltung und Erschließung. Podiumsgäste: Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, Publizistin Leah Rosh und BVG-Projektleiter der U5 Jörg Seegers (ab 18.30 Uhr in der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Schloßplatz 7, 10178 Berlin).

Boddien erklärt die Barockfassaden

Schlossbauhütte: Gipsmodell des Innenportals II von Barockbildhauer Frank Kösler, März 2015 (Foto: André Franke)

Schlossbauhütte: Gipsmodell des Innenportals II von Barockbildhauer Frank Kösler, März 2015 (Foto: André Franke)

Es ist soweit. Mit den Barockfassaden bin ich übern Berg. Als letztens die Berliner Zeitung ihren Aprilscherz über sie machte, blieb mein Zwerchfell weitestgehend unbewegt. Das mag daran liegen, dass ich mittlerweile schon zum zweiten Mal in der Schlossbauhütte war und zuviel gesehen habe. Zuviel Arbeit, zuviel Kunst. Und zuviel Bildhauerleidenschaft. Wenn Frank Kösler zu mir sagt: „Ich lebe und sterbe für diese Aufgabe“, dann glaub ich ihm das. Er hat die Portalkrönung des Innenportals II modelliert (siehe Bild oben), eine Teilrekonstruktion. Die dunklen „Genien“ rechts und links sind hier nur Platzhalter aus Plastik. Die noch vorhandenen Originale werden später in das Sandsteinportal eingesetzt. Heute hält Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss e.V., einen Vortrag über die Schlossfassaden (19 Uhr in der ZLB, Säulensaal im Alten Marstall, Breite Straße 30-36). 

Ende April erscheint auch ein Artikel von mir in der neuen Ausgabe von „Berlin vis à vis“ zum Fassadenprojekt