Das abgesteckte Feld – Stephan Braunfels setzt Tempelhof eine Krone auf

– Slideshow – Nach dem erfolgreichen Volksentscheid für die Initiative 100% Tempelhofer Feld steckt Architekt Stephan Braunfels das Feld in einem Entwurf mit Hochhäusern ab. Der Vorschlag ist dem von den Berlinern abgelehnten Masterplan des Senats im wahrsten Sinne des Wortes „haushoch“ überlegen. Mehr als doppelt so viele Wohnungen könnten entstehen, fast die gesamte Freifläche bliebe unbebaut, Sichtachsen übers Feld aus allen Himmelsrichtungen wären garantiert, und die Winde  bliesen weiterhin für die Kitesurfer, weil die Solitäre sie durchließen. Am erfrischendsten am Entwurf finde ich aber: Berlin sähe das Feld! Das ist eine Qualität, die der Masterplan mit seiner traditionell aus der Stadtplaner-Kiste geholten Berliner Blockrandbebauung (ein Fehlgriff für das Feld!) nie hervorgebracht hat. Und eine Tempelhofer Feldkrone würde letzten Endes vielleicht auch den mit dem Kollhoff-Plan heraufbeschworenen Kronenzwang am Alexanderplatz lösen. Hier eine Slideshow zum Braunfels-Entwurf (Fotos: Stephan Braunfels Architekten):

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Total voll im Total Tower

— Audio-Slideshow — Heute vor zwei Wochen eröffnete der Total Tower in der Heidestraße. Zwei Tage lang konnte man in den 16. Stock rauffahren und das Panorama genießen, wobei: Ich erwischte noch die 12 Uhr-Schlange, aber kaum war ich oben, drängte die Aufsicht, die eine Hälfte des Gebäudes zu verlassen und in die andere zu gehen. Genießen war das nicht. Das Schnellgeknippste hier in der Slideshow.

Dazu erzäht Burkhard Reuss, Direktor für Kommunikation bei Total, wie sich Total Deutschland in den Berliner Kiezen engagiert und in der Alten Försterei einen treuen Partner gefunden hat: den 1. FC Eisern Union. Es gibt nämlich eine „Eiserne Zapfstelle“ an der B 96a. Hier der Audio-Mitschnitt.

Beides zusammen also nachhör- und nachschaubar als erster Audio-Slide auf Futurberlin.

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Auf einen Gang durchs Bethaus

— Audio — Es hätte für den geschassten Petriplatz auch anders kommen können: runder, spitzer, farbiger. Aber es kommt der Entwurf der Architekten Kuehn-Malvezzi, über den die Presse vor kurzem berichtet hat. Wer durch die gestern eröffnete Ausstellung zu den Bet- und Lehrhäusern des Petriplatzes geht, wird kaum etwas dagegen einzuwenden haben. Das Haus, das gewonnen hat, bringt die nötige Ruhe mit, damit der umtriebige Platz „runterkommt“. Wie man „raufkommt“, bis auf die Stadtloge im Turm (auch ohne zu beten), beschreibt der Architekt Johannes Kuehn in seiner Ansprache, die er gestern in der Parochialkirche gehalten hat. Bon Voyage!

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Wir haben uns in dem Projekt vor allen Dingen darauf konzentriert, die Gemeinsamkeiten des Projektes nach vorne zu bringen. Wir gehen davon aus, dass jede Religionsgemeinschaft ziemlich genau für ihren Teil Vorstellungen hat von den eigenen Räumen. Aber das Gemeinsame, was eigentlich das Besondere an dem Projekt ist – es ist ja nicht nur eine Moschee oder es ist nicht nur eine Kirche oder eine Synagoge, sondern es ist ja auch mehr als die Summe der Teile, es ist genau, dass man etwas zusammenbringt und gemeinsam etwas schafft, das jeder einzelne dieser Räume alleine nicht leisten könnte.

Es geht also sehr stark um diesen gemeinschaftlichen Raum, und das werden Sie hier drin auch wiederfinden. Den haben wir in die Mitte gestellt. Es ist auch der höchste Raum, und über diesem höchsten Raum finden Sie oben nochmal eine Erhöhung in Form eines Turmes, wie man das von Kirchentürmen her kennt – aber er sieht anders als ein Kirchenturm, weil es eben auch etwas anderes ist. Und in so fern weist er sehr weit hinaus über das, was eigentlich sich im Inneren hier abspielt. Und er weist in die Stadt hinaus. Und es war uns wichtig, mit diesem Gebäude – auch für diejenigen, die vielleicht gar nicht wissen, was es ist – in die Stadt hineinzuwirken und schon mit dem Thema des Monumentes zu arbeiten, das heißt, der Stadt etwas hinzuzufügen an dieser Stelle, die ja im Moment durch eine gewisse Trostlosigkeit gekennzeichnet ist, aufrund der Gertraudenstraße, die dort vielspurig vorbeiführt.

Und wir denken, dass es ein Ort sein kann, der der Stadt etwas zurückgibt an der Stelle, der in der Weise, dass er die Menschen animiert, in das Gebäude zu kommen, die vielleicht mit Religion erstmal nichts am Hut haben, dass sie in das Gebäude kommen, weil sie interessiert sind, weil sie etwas wissen wollen, weil sie vielleicht einfach nur auf den Turm steigen wollen. Und dann gibt es die Möglichkeit, dass man das Gebäude in seinen öffentlichen Bereichen kennenlernt, ohne überhaupt erstmal in die streng genommen religiösen … Teile vorzudringen, sodass man die Möglichkeit hat, unten reinzukommen.

Da gibts ein Café und dann kann man die Treppe hochlaufen, und die schraubt sich so zu dem zentralen Raum, von dem dann die einzelnen drei religiösen Räume abgehen und dann kann man weiterlaufen. Und dann kommt man auf eine Empore, die kann man sich als eine Bibliothek vorstellen. Dann kann man weiterlaufen, und man kommt dann oben auf der Stadtloggia, so haben wir das genannt, an, auf der Höhe von 32 Metern, wo man dann über die Dächer der Stadt schauen kann und wo man dann eigentlich wieder den Blick zurück in die Stadt werfen kann.

Und dann kann man sich beim Absteigen überlegen, ob vielleicht doch noch etwas mit den Funktionen, die in diesem Gebäude sind, zu tun haben möchte – vielleicht lässt man es, vielleicht kommt man wieder – und auf diese Weise, denken wir, schaffen wir eine Möglichkeit, einen öffentlichen Raum zu schaffen, der das Potenzial, was auf dieser relativ kleinen Fläche versammelt ist, nochmal über die Geschosse in die Vertikale bringt.


Der Marienkirche wird der Hof gemacht

— Audio — Der Bezirk Mitte will das Umfeld der Marienkirche verschönern. Ihr Pfarrer beschwert sich über Urin und Fäkalien im Außenraum. Ein Architekt hat gestern in der Kirche sein Konzept vorgestellt. Er will sie mit steinernen Sitzbänken einrahmen und das Luther-Denkmal vor den Eingang der Kirche zurückholen. Zu kurz gegriffen im Großen, meint die Gesellschaft Historisches Berlin und fordert eine Gesamtplanung für das Rathausforum. Zu kurz gegriffen im Detail, meint das Bürgerforum Historische Mitte, die in dem „sinnlosen, großen Rechteck“, wie Benedikt Göbel das Konzept beschreibt, Schwierigkeiten hat, den historischen Marienkirchhof wiederzuerkennen. Hier der ganze Kommentar des Historikers in Audio … (und wegen der überbordenden Akustik der Marienkirche zum Mitlesen ins Zitat gesetzt.)

[audio:https://futurberlin.de/wp-content/uploads/2012/09/Auszug-Benedikt-Göbel.mp3|titles=Kommentar von Benedikt Göbel]

Mein Name ist Benedikt Göbel, ich bin Historiker und auch Teil der Planungsgruppe Stadtkern des Bürgerforums Historische Mitte. Ich möchte gerne in aller Kürze sagen, dass aus meiner historischen Betrachtung in diesem Stadtraum Alt-Berlin/Alt-Cölln seit 170 Jahren radikal modernisiert worden ist; die alte Stadt ist zerstört worden und banalisiert. Diese Planung, die uns heute vom Büro Levin Monsigny vorgestellt worden ist, im Auftrag des Bezirksamtes, des Senats, steht für mich in dieser Modernisierungstradition. Ihre Planung ist gut gemeint, Sie meinen es gut, Sie führen schöne Worte im Mund. An der Folie stand, dem Genius Loci wird man nur gerecht, wenn man (…). Was machen Sie aber faktisch? Faktisch ästhetisieren Sie diese Brachialmodernisierung, die in den 60er/70er Jahren durchgeführt worden ist; Sie verharmlosen sie, Sie verschleifen sie; Sie führen ein sehr großes Rechteck, völlig sinnloses großes Rechteck ein, in den Stadtraum, parallel zur großen Achse; und Sie ignorieren, treten mit Füßen die historische Figur des Marienkirchhofs. Das ist eine weitere Banalisierung und Zerstörung dieses Stadtraums. Und ich kann den Bezirk, den Senat, der das verantwortet, nur dringend dazu ermuntern, es anders zu versuchen, es anders zu wollen; dem Ort gerecht zu werden, indem man ihn ernst nimmt, und wirklich die historischen Schichten in die gegenwärtige Gestaltung in echten Dialog treten lässt und es nicht alles zudeckt mit neuer Art von Oberfläche. Vielen Dank.

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