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Rasen vor dem Reichstag, Juni 2015

Am Reichstag: Die Toten kommen, der Rasen geht

Der Rasen am Reichstag hat durch die Gräber-Demo gelitten. Er ist überhaupt fehl am Platze und sollte gepflastert werden – zumindest teilweise …

Rasen vor dem Reichstag, Juni 2015

Achtung: Frisch gesät! Der Reichstagsrasen ein paar Tage vor dem „Überfall“ durch das Zentrum für politische Schönheit am 21. Juni 2015 (Foto: André Franke)

Gras sollte drüberwachsen. Doch die Demonstranten vom „Zentrum für politische Schönheit“ trampelten den frisch gesäten Rasen auf dem Platz der Republik bei ihrem Protest gegen die Europäische Flüchtlingspolitik am Sonntag gleich wieder platt. Schlimmer noch: Sie huben Erdreich aus und errichteten Gräber mit Kreuzen und Grabsteinen. Jetzt ist die 50.000 Euro teure Rasensanierung für die Katz.

Und ich sage: Macht nichts. Warum steuern denn wir am Platz der Republik Entwicklungen entgegen, die stärker sind als der Zirkel der Stadtplanung? Die Trampelpfade und Trampelflächen vor dem Reichstag zeigen doch deutlich, welche Platz- und Wegestrukturen die existente Nutzung dem Ort hier aufdrückt. Anstatt immer wieder neuen Rasen zu säen und dafür monatelang im Sommer den Platz einzuzäunen und ihn Berlinern und Besuchern vorzuenthalten, sollten wir den Platz der Republik neugestalten und zwar so, dass dort, wo kein Gras mehr wächst, weil hochfrequentiert betreten, Pflastersteine zum Einsatz kommen. Das ergäbe übrigens lebhafte Strukturen, wie das Foto oben erahnen lässt. Die Stadt weiß selbst, was sie am Besten braucht.

Nebenbei gesagt, war ich froh, als ich die Massen am Sonntag auf der Wiese sah! Vier Wochen ohne den Platz der Republik – das hält man als Stadtführer kaum aus. Ob der Bauzaun jetzt eingerissen wurde oder in ein paar Tagen sowieso abgebaut werden sollte, macht da keinen großen Unterschied. Leider bleibt der Platz wegen der Aktion jetzt bis Ende Juli gesperrt. 10.000 Euro Schaden seien entstanden, ist heute zu lesen. Die Linke im Bundestag will die symbolischen Gräber sogar als Mahnung erhalten. Doch sie werden bereits beseitigt.

Die Morgenpost über die Gräber-Demo am 21.6.2015

Ohne Brecht zu bemühen: Plädiere für Erhaltungssatzung für den Pudding im Berlin-Pavillon am Platz der Republik

Besucherbuden blockieren Bundestag. Weg damit, mit den Besucherbaracken.

Besucherbuden blockieren Bundestag. Weg damit, mit den Besucherbaracken.

Der Pavillon schmeckt und ist aus manchen Perspektiven kaum zu sehen. Mehr noch, er passt sich bescheiden in die Atmosphäre ein.

Der Pavillon schmeckt und ist aus manchen Perspektiven kaum zu sehen. Mehr noch, er passt sich bescheiden in die Atmosphäre ein.

Fährt man fast dran vorbei, außer man war beim Zahnarzt, musste das Mittagessen aufschieben und hat Hunger. Nochmal: atmosphärisch stört die Bude nicht. - Stehenlassen bitte.

Fährt man fast dran vorbei, außer man war beim Zahnarzt, musste das Mittagessen aufschieben und hat Hunger. Nochmal: atmosphärisch stört die Bude nicht. – Stehenlassen bitte.

Überraschung: Stadtmodell in 3D auf der Grundlage des Planwerks Innenstadt aus dem Jahre 2005. Macht sich mindestens gut als Orientierungshilfe. Holzmarkt muss ge-updated werden!

Überraschung: Stadtmodell in 3D auf der Grundlage des Planwerks Innenstadt aus dem Jahre 2005. Macht sich mindestens gut als Orientierungshilfe. Holzmarkt muss ge-updated werden!

"Stäv" lässt grüßen: Aber ein Altkanzler-Filet ist es nicht. Auch nicht ganz so teuer, sondern "nur" 6,90 Euro.

„Stäv“ lässt grüßen: Aber ein Altkanzler-Filet ist es nicht. Auch nicht ganz so teuer, sondern „nur“ 6,90 Euro.

Na bitte. Das Besucher- und Informationszentrum des Bundestages soll nicht länger unterirdisch geplant, sondern als ganz normales Haus im Tageslicht gebaut werden. Kein “Grab des Volkes” mehr, immerhin. Aber weichen soll ein Haus, wie die Berliner Zeitung schreibt, das am Platz der Republik schon steht, schon länger: der Berlin-Pavillon. Dabei handelt es sich um eine Fressbude, gar nicht mal um eine schlechte. Schöne, dicke Currywürste, wahlweise mit Pommes oder Bratkartoffeln gibt es da; auf dem Teller sieht’s aus wie im “Stäv” am Schiffbauerdamm, wenn man ein Altkanzler-Filet bestellt. Schmeckt auch fast so gut wie dort, nur das Kraut fehlt und die Nationalflagge. Aber die kann sich die Gastro bei dem Schwarz-Rot-Gold-Aufgebot nebenan wirklich sparen. Will sagen: ich mag den Pavillon! Trotz der sechs Euro neunzig, die ich für die Wurst mit Pommes gestern bezahlt habe und vor denen ich nicht zurückschreckte, weil ich mein Mittagessen um zwei Stunden verschieben musste, weil ich zuvor beim Zahnarzt war. (Mal herhören: Der Schoko-Pudding ist der absolute Hammer! Sehr flüssig, fast trinkbar. Tipp: Esslöffel benutzen! Kosten: zwei Euro zwanzig.) Also, ich mag die Bude. Sie ist sogar informativ und besonders bei Regen tourtechnisch ansteuerbar für Berliner Stadtführer, wegen seines großflächigen 3D-Stadtmodells an der Wand. Aber ich mag das Ding auch, weil es architektonisch so unscheinbar ist, grau, gut getarnt. Ich fürchte, von dem zukünftigen Besucherhaus wird man das nicht erwarten dürfen, es wird bestimmt in Sichtbeton, wie beim “Band des Bundes”, hell aus den Büschen des Tiergartens blitzen. Und wir werden denken: noch Baustelle oder schon fertig gebaut? Aber das ist nur eine Vermutung. Naja, der Pavillon ist jedenfalls mehr als ein Zelt, mehr als eine Humboldt-Box. Ich werde Abschied nehmen. Pudding essen. Mit großem Löffel. Tag für Tag. Ab morgen. Oder kommt die Moral etwa doch zuerst?