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Der Brief, der dem Senator galt – mehr CoHousing wagen in Berlin

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Holzmarkt: Die Baugenossen entwickeln in 70-jähriger Erbpacht ihr kleines Stadtviertel mit Eckwerk, Club, Studentenhostel, Mörchenpark, Kita und Kater Blau (Foto: André Franke)

Gestern erreicht mich ein Brief, der an den Senator für Stadtentwicklung und Umwelt addressiert ist. Da es sich um einen „offenen“ handelt, hat die Post nichts falsch gemacht. Sie ist nicht einmal involviert, denn es ist ein Newsletter der Initiative „Stadt Neudenken“. Darin fordert die Berliner CoHousing-Szene Andreas Geisel (SPD) auf, sich mehr für den Experimentellen Wohnungsbau einzusetzen. Gemeinschaftliche Wohnformen wie Hausprojekte, Baugenossenschaften, generationenübergreifendes Wohnen und Erbpachtmodelle sollten in Zukunft mindestens 30 Prozent der Flächen bei landeseigenen Wohnungsbauprojekten ausmachen. Bisher sehen die Architekten und Stadtplaner CoHousing-Projekte in Berlins Neubaugeschehen unterrepräsentiert und benachteiligt. Sie befürchten auch wegen der zu tausenden zu bauenden Wohnungen einen „gesichtslosen Massenwohnungsbau“. Nur etwa 500 bis 700 Wohnungen werden pro Jahr im Segment CoHousing gebaut. Die mehr als 30 Unterzeichner des Briefs wollen mit ihren Projekten Nutzungskonzepte und Eigentümerstrukturen diversifizieren und damit eine nachhaltige Stadtentwicklung gewährleisten.

Hier der ganze Brief …

Ziele einer Nachhaltigen Stadtentwicklung

Die Autoren definieren folgende, für sie maßgebliche Ziele einer nachhaltigen Stadtentwicklung und sehen diese in der Baupraxis der städtischen Wohnungsbaugesellschaften nur teilweise umgesetzt (Auszug):

  • „Nutzungsvielfalt und Nutzungsmischung für eine nachhaltige Sicherung sozial und wirtschaftlich stabiler, urbaner Quartiere sowie eine Stadt der kurzen Wege 
  • Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit für künftig sich verändernde Rahmenbedingungen durch flexible, selbstverwaltete Strukturen, Mitbestimmung und Aneignung auf den Ebenen Haus, Block und Quartier sowie für Wohn-, Gewerbe- und Multifunktionsflächen
  • NutzerInnen- und standortgerechte Lösungen durch Selbstorganisation und Partizipation für hohe BewohnerInnenidentifikation, langfristige Wohnverhältnisse, geringe Fluktuation, solide nachbarschaftliche Integration
  • Schaffung neuartiger, innovativer und bedarfsorientierter, nicht-nur-standardisierter Wohnmodelle als zeitgemäße Antwort auf gesellschaftliche Entwicklungen (Ausdifferenzierung der Lebensformen und -stile, Abkehr vom klassischen Familienmodell, Zunahme der Ein-Personen Haushalte, sowie der demografische Wandel) durch Ermöglichung experimenteller, individuell zugeschnittener Wohnformen
  • Ökologische und klimagerechte Stadt durch Umsetzung energieeffizienter und ökologischer Bau- und Nutzungskonzepte sowie die Weiterentwicklung ressourcenschonender Sharing-Modelle
  • Integration und Inklusion von Bedarfsgruppen wie Alleinerziehenden, SeniorInnen, Flüchtlingen o.ä.“

Am Ende des Briefes bieten die Briefautoren dem Senator ihre Hilfe und Zusammenarbeit an.